Lifestyle

Zöliakie – Plötzlich Glutenunverträglich

Ich leben jetzt glutenfrei, weil das gerade in ist! Nein, das hab ich mir damals sicher nicht gedacht. Man sitzt tagelang beim Essen und egal was man isst, danach ist einem schlecht,man hat Magenschmerzen und irgendwie fühlst man sich total unwohl in der eigenen Haut? Willkommen bei den ersten Schritten in die Zöliakie. Wenn zwischen Pizza, Pasta und Brotzeit dann nämlich ein Tag mit einem Reisgericht einlegst wird sind die Beschwerden schlagartig wie weggeblasen. So in etwa sah meine erste Berührung mit der Glutenunverträglichkeit vor fünf Jahren aus.

Was ist eigentlich Zöliakie
Weizenmehl ist einer der natürlichen Feinde

Wovon redet die Frau eigentlich?

Ich habe drei Jahre lang an Glutenunverträglichkeit gelitten (wie das kann wieder verschwinden? – dazu komm ich später auch noch.) und ich hab es damals trotz fehlender Antikörper diagnostiziert bekommen, weil die Signale meines Körpers einfach sehr eindeutig waren.

Was ist denn überhaupt Gluten?

Gluten ist blöd gesagt ein Proteingemisch aus Glutanin und Gliadin und in den meisten Getreidesorten enthalten. Vermischt man pures Gluten mit Wasser entsteht sogenanntes Klebereiweiss, das ist der Stoff, der dafür sorgt, dass euer Teig beim Backen zusammenklebt. Für den Kuchen ist das super, für unseren Darm leider eine Katastrophe. 

Glutenunverträglichkeit bedeutet im Endeffekt, dass die Wand des Dünndarms mit Gluten überfordert ist, da sich diese lästigen Gliadin-Biester an der Dünndarmwand binden und sie zerstören. Damit wird sie – Trommelwirbel – durchlässig für Giftstoffe und Gliadin, was unserem Immunsystem nicht gefällt. Das bläst optimistisch zum Angriff gegen die durch die marode Darmwand in den Blutkreislauf gelangten Eindringlinge. Zu einer ausgewachsenen Zöliakie kann man euch also ab dem Moment beglückwünschen, sobald euer Immunsystem Antikörper zur Verteidigung gegen Gliadin bildet, denn von jetzt ab werdet ihr beim Verzehr glutenreicher Nahrungsmittel an Übelkeit, kolikartigen Bauchschmerzen und Durchfall leiden. In schweren Fällen kann Glutenunverträglichkeit sogar Gelenkschmerzen und von Kopfschmerzen bis Depressionen eine ganze Reihe unangenehmer Begleiterscheinungen hervorrufen.

Leben ohne Gluten

Ich lese so oft von Bloggern, Stars und Instagrammern, die jetzt super gesund glutenfrei leben. Habt ihr eigentlich eine Ahnung, was glutenfrei leben wirklich bedeutet? Ab sofort führt ihr ein Leben ohne Weizen, Weizenkleie. Hartweizengrieß, Roggen, Roggenschrot, Triticale, Gerste, Dinkel, Hafer, Hafergrütze, Haferflocken, Grünkern, Bulgur, Couscous und Kamut. Ja auch im super gesunden veganen Couscous steckt das böse Gluten.
Es fängt bereits am Morgen an, Frühstück. Das Brötchen, die Brezel und das Frühstücksmüsli ist hiermit gestrichen. Zum Trost könnt ihr euch stattdessen einen Obstsalat oder Rührei reinziehen, wenn ihr nicht wie ich so aufsteht, dass die Zeit gerade mal reich um unter die Dusche zu springen, damit der Zug nicht ohne euch losfährt.
Unterwegs könnt ihr euch immerhin einen Kaffee gönnen, doch selbst bei Getränken solltet ihr auf der Hut sein. Die Faustregel dafür ist irgendwann recht einfach. Alles was nicht durchsichtig ist Finger weg, da Mehl gerne mal als Bindemittel verwendet wird.
Mittagessen mit den Kollegen in der Kantine? Viel Glück. Ihr könnt unter Garantie nichts mit Soße essen, da die allermeisten Küchen immer noch Mehl zum Binden der Süße verwenden. Nudeln, Pizza, belegte Brote und Blätterteig zählt zu euren natürlichen Feinden. Solange die Kantine also nicht jeden Tag Reis und Kartoffeln serviert wird es schwierig überhaupt etwas zu finden.
Na dann ess ich eben Salat! – Vom Grundgedanken ist das eine gute Idee, aber solange euch nicht nur Essig und Öl zur Verfügung steht, sondern verschiedene Dressings zur Wahl stehen, könnt ihr davon ausgehen, dass alle die nicht klar sind wegfallen. Wer also gern auf trockenen Salatblättern herumkaut guten Appetit!
Die Mittasgzeit überlebt und am Abend auf dem Heimweg noch schnell was zu Essen mitnehmen?Was darf’s denn sein? Döner, Pizzaschnitten, Subs und Burgerfastfood sind leider tabu. Euch bleibt der freundliche Asiate von nebenan. Sushi und Reisgerichte der asiatischen Küche könnt ihr im Regelfall gefahrlos mitnehmen, da auch die Soßen normalerweise kein Gluten enthalten. Die Alternative lautet Einkaufen gehen und selbst kochen.
Am Wochenende beim Feiern geht der Spaß übrigens weiter, denn Biertrinken ist tabu. Die meisten Biersorten enthalten ebenfalls Gluten, sind ja Hefe oder Weizen.
Was für Zöliakie Erkrankte aber vielleicht ein Trost sein könnte, den Sommer überlebt ihr meist sehr gut, denn Barbecues und Wurstsalat werden eure neuen besten Freunde. Schmeckt, man hat nicht das Gefühl, dass irgendwas fehlt und niemand stellt bescheuert Fragen was man warum nicht essen kann.

Glutenfreie alternative Lebensmittel?

Viele von euch werden jetzt einwenden, dass es mittlerweile doch so viele glutenfreie Lebensmittelhersteller gibt, und das ganze überhaupt kein Problem mehr ist. Ich hab neulich einen gesponserten Post einer Bloggerin gefunden, die darauf schwört, dass glutenfreies Brot von Seitz exakt genauso wie normales Brot schmeckt. Sie muss verdammt viel Geld für diese dreiste Lüge kassiert haben. Habt ihr schon mal glutenfreie Nudeln, Semmeln, Brot oder Pizzateig probiert oder gar versucht selbst zu backen?
Ich hab mich mit meiner Mum lange an Semmeln und Brot probiert, und die Ergebnisse waren durchaus interessant. Ohne Gluten als Bindemittel wird der Brotteig mit glutenfreiem Amaranth oder Buchweizenmehl so trocken, dass dir das Zeug selbst wenn es frisch aus dem Ofen kommt im Mund zu Staub zerbröselt. Glutenfreie Semmeln kann man hingegen problemlos als Wurfgeschosse verwenden, so etwas steinhartes hab ich schon lange nicht mehr aus dem Ofen geholt.
In Augsburg gibt es zwei glutenfreie Bäcker, die Brezeln, Semmeln und Brot herstellen. Der eine hat mir allerdings nach einem Besuch bewiesen, dass er meine krankheitsbedingte Unverträglichkeit nur für den eigenen Profit ausnutzt. Der Laib Brot war nicht einmal so groß wie meine Handfläche und hat aber knapp zehn Euro gekostet. Die Baguettesemmeln hatten gebacken etwa wie Größe einer eingefrorenen Rohteigbaguettsemmel, bevor sie im Ofen aufgeht und seine Brezeln haben mit an die Brezelchips, die man wie Salzstangen kaufen kann erinnert. Der andere Bäcker stellt ein wirklich leckeres glutenfreies Sonnenblumenbrot her, dass allerdings auch um die acht bis zehn Euro pro Laib kostet.

Was ist Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit?
Glutenfreie Lebensmittel haben meist diesen Gelbstich, da sie Maismehl enthalten.

Generell könnt ihr euch darauf einstellen, für alles den doppelten oder zehnfachen Preis zu zahlen, Glutenfrei ist nicht nur nervtötend sondern auch kostspielig nur weil glutenfrei draufsteht. Es gibt zwei führende Hersteller die überwiegend glutenfreie Lebenmittel herstellen. Schär und Seitz. Was ich euch nahelegen kann ist die glutenfreie Hausmarke von Rewe, wesentlich billiger als die beiden anderen und die meisten Sachen sind zwar nicht berauschend, aber essbar.
Von Seitz könnt ihr eigentlich generell die Finger lassen, die sind okay als Notlösung, geschmacklich aber bei den Backwaren staubtrocken und bei den Nudeln viel zu viel Maismehl mit enthalten.
Schär hat unter seinen Broten ein paar ganz leckere Kandidaten und eine größere Auswahl an Nudelsorten, ist allerdings sehr teuer. Ihren Pizzaboden lasst ihr lieber brav im Regal liegen.
Am ehesten kommt die Rewe Hausmarke an den Geschmack normaler Pasta und Mehlspeisen ran, der Pizzaboden ist wirklich lecker und die Nudeln werden zwar nie die gleiche Konsistenz wie normale haben, aber sie haben keinen zu starken bitteren Eigengeschmack, wie beispielsweise Seitz Nudeln.

Wie ist das bei mir heute?

Ich muss sagen, dass sich die Diagnose bei mir nicht bewahrheitet hat, jedenfalls nicht in ihrem vollen Ausmaß. Ich hatte sehr lange Zeit eine schwere Glutenunverträglichkeit und habe heutzutage eine sogenannte Glutensensitivität. Solange ich mein Maß an Pizza, Pasta und Co. nicht übertreibe und meinen Darm nicht übermäßig strapaziere, kann ich in der Woche mal mehr und mal weniger viele glutenhaltige Lebensmittel essen. Ich merke sehr schnell, wenn ich etwas nicht vertrage und lege dann eben einfach wieder einige glutenfreie Tage ein, wobei ich mich aber lange nicht mehr so streng an all die oben genannten Regeln halte. Salatdressings und Soßen nehme ich mit Gluten in Kauf, ohne darüber nachzudenken, einfach weil meine Empfindlichkeit lange nicht mehr so krass ist wie damals..
Das liegt in meinem Fall allerdings daran, dass meine Glutensensitivität durch mein Hashimoto bedingt war, aber niemals eine ausgewachsene Zöliakie. Sonst könnte ich bis heute keine Semmel beschwerdefrei essen.

Generell ist es durchaus gesund, ein wenig auf Gluten zu verzichten, denn wie ich oben erklärt habe ist das Klebereiweiss für keinen Darm wirklich das Beste. Aber rein aus interesse an alle Mode-Glutenfrei-Esser. Führt ihr wirklich freiwillig ein derart kompliziertes Leben?
Low Carb und glutenfrei ist übrigens um es an dieser Stelle mal noch zu verdeutlichen nicht das Gleiche, da sich dieser Mythos auch gerne einschleicht. Habt ihr schon einmal versucht glutenfrei zu leben?


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× By Heidi ×
Schon 26 Jahre und trotzdem noch nicht erwachsen. Ein kleines bisschen verrückt mit großem Herz und vor allem großer Klappe, bin ich gepaart mit sehr viel Kreativität für jeden Blödsinn zu haben. Lippenstift und Jacken sind meine nicht ganz so geheime Leidenschaft, irgendwo will man dem Klischee des Mädchens ja doch gerecht werden.

Als kleines Landei pendle ich so ziemlich jeden Tag zwischen Dorf und Großstadt hin und her und weigere mich weiterhin, mich entwurzeln zu lassen. Von mir gibt’s auf jeden Fall eine ordentlich Portion schonungslose Wahrheit und eben alles, was mir täglich so entgegen springt und mich begeistert.

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