Ich gebe es zu! Ich hab eine kleine Vorliebe für die Beziehungsratgeberseiten diverser Nachrichtenprotale, aber das kann mir vermutlich niemand verübeln. Immerhin sind sie doch jedes mal wieder absolut unterhaltsam . Der Gedanken daran, dass die ein oder andere Frau all diesen Nonsense ernst nimmt, und der fahle Beigeschmack, den diese Zeilen hinterlassen, wenn man sich doch wiedererkennt, bewegen mich einmal mehr dazu, einen weiteren erheiternden Artikel zu zerfetzen. Ladies und Gentlemen, lehnt euch zurück und genießt das Spektakel, denn wenn ihr diese drei Anzeichen in eurer Beziehung wieder findet, dann ist sie auf jeden Fall zum scheitern verurteilt!
1. Der Glaube an die immerwährende romatische Liebe – nennt mich Traumtänzerin, aber im weiteren Verlauf dieses Punktes wird erklärt, dass Paare, die resignieren und sich mit dem anderen abfinden, auch wenn es sie nicht glücklich macht, die besten Langzeit-Überlebenschancen haben.
Meine Gegenfrage: Wollen wir das? Um jeden Preis den Stempel „in einer Beziehung“, egal wie unglücklich uns das Ganze macht? Was ist das überhaupt für eine Einstellung? Ich muss doch nicht um des Beziehungs-Willen auf Teufel komm raus an einander gekettet bleiben, obwohl irgendwo vielleicht eine Person mit den gleichen Interessen und Vorlieben existiert, die unser Leben um so vieles bereichern könnte? Manchmal lebt man sich eben auseinander und muss sich das eingestehen, und ja, sobald man sich das eingesteht führt das meist zu einer Trennung. Natürlich klammere ich hier die Prinzessinnen auf ihren Regenbogeneinhörnern aus, die der Meinung sind eine Beziehung besteht ausschließlich aus gottgleicher Verehrung ihrerseits. Dass diese Art von Beziehung weder lange gut gehen kann, noch besonders erwachsen ist müssen wir wohl nicht diskutieren.
2. Beide Partner sind überdurchschnittlich selbstbewusst – hier erklärt man mir, dass eine Person, die in einer behüteten und sicheren Umgebung aufwächst und folglich ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelt hat sich seltener trennt. Vielleicht stehen wir einfach nicht so sehr auf Drama, weil man uns in dieser behüteten Umgebung gesunden Menschenverstand mitgegeben hat, wer weiß. Und dennoch ist die Kombination zweier selbstbewusster, unerschütterlicher Menschen laut Studie ein Pulverfass, denn zwei starke Charaktere kommen auf Dauer nicht mit einander klar. Für meine Beziehung heißt das übrigens wir sind zum scheitern verurteil, falls du das ließt Schatz.
Beziehungen in denen ein Partner stark und einer schwach ist funktionieren laut dieser Studie deutlich besser. Tja, das könnte daran liegen, dass diese Form von Beziehung immer in einer Abhängigkeit eines Partners endet obwohl das meiner Meinung nach alles andere als gesund ist. Solche Arten von Beziehungen sind es dann, die den einen Partner entweder vollkommen unterwürfig werden lassen, während der andere in Größenwahn ausbricht oder den soliden Part der Beziehung psychisch vollkommen fertig machen, weil er ständig der Fels in der Brandung für den psychisch instabilen Partner sein muss. Hier werden die Beziehungsgestörten geboren.
Ich bin der Meinung, dass man zuerst mit sich allein glücklich sein können muss, bevor man bereit dafür ist, eine andere Person zu lieben. Und wenn zwei starke Charaktere dann auf einander treffen – ich würde lügen zu behaupten, dass immer alles Friede-Freude-Eierkuchen ist – natürlich streitet man sich mal. Aber solange man beidseitig genug Einsicht besitzt auch mal Kompromisse einzugehen ohne sich selbst dabei vollkommen aufzuopfern, kann das sehr wohl funktionieren!
3. Sex wird überschätzt – mein persönliches Highlight dieser Punkt. Die geheimnisvolle Erklärung dahinter wird so begründet: Wenn Paare lieber kuscheln und einen Film ansehen, statt Sex zu haben, dann ist das ein positives Zeichen für Geborgenheit und Vertrauen. Das kommt daher, dass wir keinen Liebesbeweis benötigen, solange wir uns in der Partnerschaft geborgen fühlen. Vielleicht kommt das auch daher, dass man von einem zwölf Stunden Tag aus der Arbeit heimkommt, oder sich beim Abendessen dermaßen überfressen hat, dass es bereits akrobatischer Höchstleistung gleicht, sich noch auf die Couch fallen zu lassen. Wer hingegen oft Sex haben möchte, ist sich der Beziehung unsicher und überprüft so immer wieder aufs Neue, ob sie noch intakt ist. Möglicherweise hat man aber einfach Spaß daran? Natürlich finde ich, dass Sex für keine Beziehung der ausschlaggebende Punkt sein sollte, aber haben sie in dieser Studie die selben resignierten und unglücklichen Paare wie unter Punkt eins verwendet? Das würde dann natürlich das Ergebnis erklären.
Fassen wir also zusammen. Ich bin tatsächlich so unglaublich dämlich und glaube an die romatische Liebe, einfach, weil ich mich nicht mit „passt schon“ zufrieden geben möchte. Wenn Mann mein Herz in zehn Jahren überhaupt nicht mehr zum schneller schlagen bringen kann, dann reicht es im Grunde aus, wenn wir gute Freunde bleiben?! Ich wage zu behaupten, dass ich einer jener behütet aufgewachsenen Menschen mit gesundem Selbstbewusstsein bin und mich ein ewig zahmer Ja-Sager sehr schnell langweilt. Und jetzt kommt das Beste: ich mag Sex.
Ich bin also das Gesamtpaket um als vertrocknete Jungfer in hohem Alter von meinen fünfzig Katzen gefressen zu werden, weil ich die Spielregeln nicht erfülle. Und genau aus diesem Grund ihr Süßen, solltet ihr keinen verdammten Penny darauf geben, was ein kluger Redakteur in der Beziehungsratgeberspalte schreibt. Werde meinem Freund das Ergebnis dann wohl mal mitteilen, er soll ja schließlich auch wissen, wie schlimm es um uns steht. Ich freu mich über eure Meinungen!