Die Kinder der 90er
Lifestyle

Wir sind Kinder der 90er

Oder auch, wir hatten eine geniale Kindheit. Wenn ich mir die Kids heutzutage ansehe, und das fällt mir nicht schwer, da mein kleiner Bruder eines dieser Kinder ist, dann hab ich das Gefühl, dass viele Kinder aus dieser Generation überhaupt keine Zeit mehr für ihre Kindheit haben, weil sie jeden Tag nach der Schule etwas anderes haben, sei es Tennis, Geige oder privater Sprachunterricht. Und wenn dem nicht so ist, dann haben sie Smartphones, eine Playstation 4, eine Wii, eine X-Box und natürlich einen iPod. Man trifft sich nicht mehr persönlich, wie Oldschool, heut zutage schreibt man sich per WhatApp, wann der andere ‚online geht‘ um dann die nächsten 11875326 Stunden über Teamspeak vom jeweiligen Kinderzimmer aus zu zocken. Ich persönlich finde das irgendwie traurig, aber was will man machen, so sind sie Kinder heutzutage eben.

Die Kinder der 90er
Die Kinder der 90er

Da bin ich tatsächlich froh, dass ich ihnen 15-20 Jahre voraus hatte und in einer Zeit aufwachsen konnte, in der wir noch von Couch zu Sessel gesprungen sind, weil wir die glühende Lava nicht berühren durften und Fantasie und Kreativität der Hauptbestandteil unseres Lebens war. In der wir riesige Kissenzelte und Schlösser mit Decken und Polstern in unseren Zimmern gebaut haben, die man nur mit Passwort betreten konnte (Eltern haben sowieso nie das richtige Passwort erraten!) und in der bauchfreie T-Shirts und Schlaghosen zusammen mit Buffalo-Plateauschuhen eben cool waren, egal wie oft du umgeknickt bist und dir die Bänder überdehnt oder die Kapsel gerissen hast.

Ich könnte ewig so weiter machen, aber ich hab beschlossen mich auf einige Dinge zu beschränken, bei dem jedes Kind der 90er garantiert ins Schwärmen geraten wird!

1. Gameboy

links: Gameboy; rechts: Gameboy Color
links: Gameboy; rechts: Gameboy Color

Damals gab es noch keine Political Correctness und kein Gamegirl, sorry. Wohl eines der wenigen Dinge, die die Kinder heut zu Tage auch wirklich noch kennen und wissen, was das ist und wie es funktioniert. Natürlich war unser Gameboy damals nur ein wandelnder Haufen Pixel und hatte keine 3D Funktion. Aber du warst damals schon ziemlich cool und weit vorne dabei, wenn du einen besessen hast. Die Pros unter uns hatten sogar den Gameboy Color und durften den Pixelhaufen in einer Farbe, statt in schwarz-weiß begutachten. Heimlich nachts damit zocken war übrigens auch nicht, denn die Bildschirme waren damals nicht beleuchtet, wir musste uns für Abends eine Batterie-betriebene Lampe zum draufklemmen leisten können. Spiele wie Tetris, Kirby, Schlümpfe und natürlich Pokémon waren der Renner. Je nach Spiel konntest du damals noch nicht einmal Spielstände speichern. Bei den Schlümpfen zum Beispiel musstest du dir nach jedem Level noch die Passwörter merken, um beim nächsten Mal an dieser Stelle weiterspielen zu können. Hast du sie vergessen, dann konntest du es quasi als Gedächtnisstütze betrachten nochmal von vorne zu beginnen.

2. Lamy Füller

Lamy
Lamy

Der erste Schultag in der zweiten Klasse, erinnert ihr euch? Ab diesem Jahr waren wir cool, wir hatten die Erlaubnis mit Füller zu schreiben. Dass das im Gegensatz zu einem Bleistift nicht wegradierbar war und Tintentod das absolute No-go in der Schule war, hat uns nicht interessiert. Und damals gab es nur den einen wahren Füller für Anfänger: dicke Feder, aus Holz, nur in rot erhältlich zu meiner Zeit und am Deckel natürlich peinlich mit dem Namen zu beschriften. Der Lamy! Gegen Ende seiner Amtszeit war das Ding am roten Quader hinten komplett zernagt und das Holz hatte Risse, aber hey, wir hatten einen!

3. Kassettenrekorder und Hörspielkassetten

Hörspielkasette
Hörspielkasette
Es war quasi eines meiner Lifegoals einen eigenen Kassettenrekorder zu bekommen. Alle Leser U18 werden sich jetzt vermutlich fragen, was zu Hölle das Ding auf dem Foto bitte sein soll. Lasst mich euch aufklären. Wir hatten damals Kassetten mit Tonbändern, die, wenn sie nicht die 20 Minütigen Hörspiele abgespielt haben, sich unglaublich gerne im Kassettenrekorder verhakt haben. Umgangssprachlich hat der Kassettenspieler das Band gefressen. Endresultat, der achteckige schwarzgelbe Bleistift war dein bester Freund, damit konntest du das Tonband wieder aufrollen. Wenn du also einen Kassettenrekorder in quietschbunt für dich allein hattest um ihn abends ins Bett zu stellen um Bibi Blocksberg, Benjamin Blümchen und die drei Fragezeichen anzuhören, dann warst du schon ziemlich cool. Die Pro-Version deines Kassettenrekorders konnte die Kassette übrigens von alleine umdrehen, denn damals waren beide Seiten des Tonband bespielbar und je nachdem wie rum die Hörspielkassette lief konntest du etwas anderes hören. .Kassetten waren übrigens auch die Teile, die man in einen Walkman gesteckt hat (das wäre heute vergleichbar mit dem iPod auf den nur 12 Lieder passen und der ca. die Größe eures Geldbeutels hat).
 

4. Treppenhüpfer

Spirale
Spirale
Ich gestehe ich weiß bis heute nicht, wie diese Biester heißen. Bei mir war es der Treppenhüpfer. Andere Bezeichnungen wie Slinky (in den 90ern hat man nicht für alles einen coolen englischen Begriff gefunden…) und Spirale hab ich damals jedenfalls nicht gekannt. Tjoah was kann man mit einer regenbogenfarbigen Plastikspirale machen? Wie spielt man damit? Wenn das Ding heil, unversehrt und nicht komplett verknotet bleiben soll, dann wohl am besten gar nicht. Aber ich für meinen Teil hab damals mit meiner Schwester richtige Treppenhüpfer-Turniere veranstaltet. Welcher Hüpfer schafft mehr Treppen und ist schneller? Mehr als eine ging nicht? Klar, man hat nur die nötige Ausdauer und das entsprechende Feingefühl für den richtigen Schwung gebraucht.
 

5. Diddl-Blätter

Diddl Blöcke
Diddl Blöcke

Was ist ein Diddl? Ich hab die kleine Maus mit den viel zu großen Ohren bis heute als Kuscheltier auf meinem Schrank stehen. Diddl war einer der elementarsten Inhalte meiner Grundschulpausen. Damals hat man sich noch nicht ganz so viele Sorgen um einen schweren Rucksack für 6-10 Jährige gemacht, weshalb wir neben unseren Heften und Büchern auch immer den riesigen, fetten, schweren Diddl-Ordner dabei hatten. In dem waren die Diddlblätter fein säuberlich von DinA6 bis DinA4 sortiert und je älter die Blockblätter, desto gefragter. Für Blockblätter in DinA4 mit der original Goletz Unterschrift musste man schon richtig gute Blockblätter hinlegen. Ich hab nostalgischerweise direkt mal ein bisschen in den Bildern gestöbert und musste schmunzeln, wie viele Motive ich selbst ebenfalls besessen habe. Der King war man übrigens, wenn man von den großen Geschwistern noch alte Blöcke vererbt bekam, da die super Tauschmaterial gegen andere selten Blockblätter waren. Unsere Eltern haben sich in den Tauschwahn damals übrigens nicht eingemischt. Wir haben damals noch selbst gelernt zu verhandeln. Heute wäre das vermutlich nicht mehr möglich, weil am Ende nicht die Kinder tauschen würden, sondern die Eltern das ganze überwachen, damit auch kein Kind benachteiligt wird.

7. Panini Hefte und Sticker

Panini Hefte
Panini Hefte

Ich hab langsam das Gefühl, dass wir die Generation der Sammler waren. Na, wer von euch hatte das Pokemon Panini Heft auch? Ich kann gar nicht sagen, wie viel Geld ich in Pokemonsticker und Pokemon Sammelkarten investiert habe. Das war unsere Art auf dem Schulhof zu zocken. Es wurde um Sticker gespielt, es wurden Pokemonkämpfe ganz nach alter Schule mit den Karten ausgetragen und es gab wirklich coole Pokemon zu verlieren beim falschen Deal. Aber so war das Leben und beim nächsten Mal hatte man dann vielleicht mehr Glück.

7. Tamagotchi

Tamagotchi
Tamagotchi
Die Vorstufe des digitalen Terrorismus. Viele Kids werden sich jetzt denken, oh cool den hab ich auch. Tja, ich glaube nicht. Denn damals ließ sich die Tamagotchi weder per Bluetooth verbinden, noch konnte man online mit ihnen spielen. Es war einfach nur ein sinnloser Haufen Pixel, der dich von morgens bis abends mit seinem Piepen terrorisiert hat. Jap, denn Tamagotchi hatte keinen „Aus“-Knopf, entweder du hast dich bis zum bitteren Batterieversagen um ihn gekümmert, oder er ist gestorben. Ich muss gestehen, ich hab damals kein Tamagotchi bekommen, ich hab es mir erst viel später irgendwann selbst gekauft, denn meine Eltern vertraten die Devise: Du hast eine Schwester, einen Hund und eine Katze, du brauchst kein elektronisches Haustier. Danke dafür, ich war leider nicht cool.

 

8. Scout, 4YOU und Eastpak

Scout, 4YOU, Eastpak
Scout, 4YOU, Eastpak

Wovon redet die Tante denn nun schon wieder? Schulränzen ihr Lieben. Die waren nicht so leicht und modern, wie heute. Gestartet sind all die Kids, deren Eltern sie damals nicht von vorne herein in die sozialen Ächtung schicken wollten, mit einem viereckigen, bockhässlichen Scout Schulranzen. Das Ding war massiv, hundsschwer und hatte sogar noch eine gut sichtbare Leuchtreklame für die Autofahrer als kleine Tasche vorne dran. Damals sind wir nämlich auch im Winter bei Kälte, Nässe und im Dunkeln allein in die Schule gelaufen und haben unterwegs von Einfahrt zu Einfahrt die halbe Schulklasse abgeholt.

Der Scout wurde dann recht schnell durch den 4YOU ersetzt. Das Monster unter den Schulrucksäcken schlechthin, aber leider die unüberwindbare Zwischenstation bevor man zum Eastpak aufsteigen durfte. Immerhin war der damalige Eastpak ohne Rückenpolster noch richtig schlecht für unseren Rücken, weshalb wir uns erst einmal mit dem 4YOU und seinen endlos vielen Fächern begnügen mussten.
Wer dann allerdings einen Eastpak bekam, der hatte es geschafft.

9. Steckblumen

Steckblumen
Steckblumen

Auch hier hab ich ehrlich keine Ahnung, wie man diese Dinger damals wirklich bezeichnet hat, aber sie waren toll. Da gab es noch keinen Magnetismus und weiß der Teufel in Spielzeugen. Wir haben die Blumen einfach zu riesigen Fanatasiegebilden an einander gesteckt frei nach dem Motto: je mehr desto besser. Wieder so ein langweiliges und eigentlich komplett sinnfreies Spiel, aber wir konnten uns damit stundenlang beschäftigen.
Ist euch mal aufgefallen, dass in den 90ern bei uns grundsätzlich alle Spielsachen quietschbunt war?

10. Technomusik und Blümchen

Blümchen
Blümchen

Wer schon einmal auf einer 90er Party gewesen ist, der wird eines ganz schnell feststellen. Wir waren damals alle ausnahmslos kleine Technokinder. Bei uns gab es kein Youtube und wir hatten damals auch noch keinen BibisBeautyPalace oder Julien Bam. Wir hatten dafür eine ganz andere 15 Jährige, die unsere kleinen Kinderherzen im Sturm eroberte. Blümchen, heute auch bekannt oder nicht bekannt als Jasmin Wagner. Jedes Kind der 90er kann Herz an Herz genauso mitgröhlen, wie den kleinen Satellit oder Boomerang und garantiert zwei drittel von euch besaßen Herzfrequenz. Ja damals hat die Lady mit den zwei Zöpfen auf den Rollschuhen noch auf Deutsch gesungen und wir haben alle davon geträumt sie mal live zu treffen.

11. Kaugummiautomaten

Kaugummiautomaten
Kaugummiautomaten

Und zum krönenden Abschluss gibt es nun für euch mein persönliches Highlight und dieses Bild drückt es so richtig gut aus. Die guten alten Kaugummiautomaten. Mit Hygieneverordnungen hatte man damals nämlich noch nichts am Hut, weshalb diese Dinger wohl auch in unserer Zeit noch existierten und aktiv benutzt wurden. Wie viele Finger sich zuvor für 50 Pfennig einen Kaugummi rausgelassen hatten interessierte uns damals nicht. Auch, dass die Kaugummis nicht jeder einzeln verpackt war und wir uns folglich sonst was hätten einfangen können, egal. Geschmeckt haben die guten Dinger auch alle gleich und nach zehn Minuten war der Kauspaß ungenießbar. Die Pros unter uns hatten natürlich immer zwei bis vier Mark dabei, um sich beim Bäcker des Vertrauens für 10 Pfennig, 15 Pfennig und 20 Pfennig Schlümpfe, Erdbeeren und Co. zu besorgen, aber dem Rest blieb nur der Kaugummiautomat.

Ich hoffe euch hat mein kleiner Exkurs in unsere Kindheit ebenso viel Spaß gemacht, wie mir bei der Recherche. Ich finde es unglaublich amüsant, wie sich Kinderspielzeug und das Spielverhalten generell entwickelt hat. Ich für meinen Fall kann sagen, dass mir eine Kindheit ohne Smartphone, mit Bakterien und Fantasie nicht geschadet hat. Fallen euch noch andere elementare Dinge aus den 90ern ein, die ich hier gerade nicht aufgezählt habe? Schreibt es auf jeden Fall in die Kommentare!

0 Kommentare

  • Pascale

    Hey, toller Beitrag 🙂 Ich bin gerade so noch ein 90er-Kind, aber an alles was du aufgezählt hast kann ich mich noch erinnern. Ich hatte so einen dursichtigen Gameboy, durch den man alle Bauteile sehen konnte und auf dem ich Super Mario gespielt habe. Tamagotchis waren damals für mich das größte haha ;D

    Ich habe vor kurzem auch einen Blog gestartet über Bücher & Lifestyle. Vielleicht hast du ja mal Lust vorbeizuschauen, ich würde mich freuen 🙂

    Liebe Grüße

    Pascale

  • Heidi

    Lieber Pascale, hahaha ja in den Genuss eines Tamagotchi kam ich leider erst recht spät, aber die Dinger hatten auch auf mich einen sehr faszinierende Wirkung 🙂
    Da guck ich gerne mal vorbei 🙂
    Liebste Grüße, Heidi

  • Heidi

    Liebe Katy, hihi ja den hatte ich bis zur Recherche an diesen Artikel erfolgreich verdrängt 😀 um dann festzustellen, dass mein altes vernagtes Ding auch noch bei meinen Eltern liegt 😀

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