Der Jobwechsel – Vom Abkürzungswahn und Gedächtnisschwund
Meine Lieben, wie ihr sicherlich gemerkt habt, war es eine ganze Zeit sehr still um mich. Ich lebe noch, danke der Nachfrage! Ich bin den Serienmördern Bayerns nochmal entkommen und meine Tollpatschigkeit hat mich auch noch nicht ins Grab gebracht, auch wenn mich diese Tatsache selbst ein bisschen überrascht.
Nein, der Grund warum ihr in letzter Zeit weniger von mir gelesen und gehört habt, als es normalerweise der Fall ist, ist dass ich meinen Job gewechselt habe und die letzten Wochen damit verbracht habe erst einmal Ordnung in das Chaos zu bringen, das ich mein Leben nenne.
Ich musste außerdem mal wieder festellen, wie vollkommen sinnfrei und fehl am Platz man sich fühlt wenn man einen neuen Job in einem neuen Unternehmen anfängt und eigentlich wieder komplett bei 0 beginnt.
Hier sind ein paar Dinge, auf die ihr euch einstellen solltet, solltet ihr selbst vorhaben bald den Job zu wechseln.
Der neue Arbeitsweg
Solltet ihr nicht einfach nur Abteilungen gewechselt haben, habt ihr nach eurem Jobwechsel nun sicherlich einen anderen Arbeitsweg als zuvor. Wenn man jeden Morgen im Zombiemodus und mit eingeschaltetem Autopilot in den Zug steigst und ihr dazu noch im Halbkoma seid, weil ihr am Abend zuvor statt der einen Folge Narcos, doch die ganze Season geschaut habt, kann es euch dann schon mal passieren, dass ihr in die falsche Bahn einsteigt. Erst 3 Stationen später bemerkt ihr dann, dass ihr gerade auf dem Weg zu eurer alten Arbeit seid, und nicht zu eurer neuen. Immer gut, wenn man sich die ersten Wochen ein bisschen Pufferzeit einplant, solltet ihr genauso verplant sein wie ich!
Ein leichter Anfall von (Namens-) Gedächtnisschwund
Jap, dann habt ihr es endlich ins neue Büro geschafft, seid stolz darauf, dass euer Zeitpuffer ausgereicht hat und macht euch auf den Weg zu eurem Schreibtisch. Unterwegs trefft ihr mindestens 5 neue Kollegen, von denen jeder einzelne euren Namen kennt. Ihr seid immerhin die Neue und das interessanteste Frischfleisch im Bürodschungel.
Problem an der Sache: ihr könnt euch an keinen einzigen Namen der grinsenden Gesichter mehr erinnern, die da vor euch stehen. Ihr wisst, dass Person XY sich gestern beim ersten gemeinsamen Kaffee vorgestellt hat – allerdings haben das 20 andere Leute auch getan. Ob der Name eures Gegenübers nun Tom oder Oliver ist? Pffft, keine Ahnung. Irgendwann nach der ersten Woche und 3 Smalltalk Gesprächen erreicht ihr allerdings den Punkt an dem es zu peinlich ist, Person XY nochmal nach ihrem Namen zu fragen. Von daher spitzt ihr eure Ohren beinahe schmerzhaft bei jedem Gespräch und hofft, dass ein anderer Kollege den Namen von XY erwähnt bevor ihr gezwungen seid ihn persönlich anzusprechen. Außerdem dürft ihr bei jeder neuen Begegnung den altbewährten „Du / Sie / Vorname / Nachname“ Tanz aufführen und zu Gott beten, dass ihr niemandem auf den Fuß treten, wenn ihr ihn mit Vornamen ansprecht. Good Luck with that!
Abkürzungen FTW!
Ich denke es ist egal in welchem Bereich oder welchem Unternehmen man anfängt, jede Firma sollte meiner Meinung nach einen eigenen Duden haben. Denn sobald ihr den ersten Tag in eurem neuen Job verbracht habt, kommt ihr definitiv an eure rhetorischen Grenzen. „Hey Nessa, wir brauchen eine PO für GTC, kannst du eine IPR machen und mir die IO geben. THX“…
…
…
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Klar, immer doch. Loooogo – ich will auch definitiv nicht innerlich weinen, weil ich keine Ahnung habe was ihr eigentlich von mir wollt und ich mich nicht traue nachzufragen, um nicht wie der Depp vom Dienst dazustehen. Könnte ja sein, dass eine dieser Abkürzungen zum Allgemeinwissen gehört und ich mich gehörig in die Nesseln setze, wenn ich nachhake. Ich sag nur FML.
Person XY versteht in diesem Moment übrigens nicht einmal, dass sie euch gerade innerlich zum resignieren bringt und dass euer Augenlid normalerweise nicht so nervös zuckt, denn für sie gehören die Abkürzungen mittlerweile zum Alltag und sind so geläufig wie das „Guten Morgen“.
Generelle Nutzlosigkeit
Die wichtigste Daumenregel: Stellt euch bereits vor dem Start eures neuen Jobs auf komplette Hilflosigkeit ein. Ihr werdet komplett verloren sein und erstmal ins eiskalte Wasser geworfen – und das ohne Schwimmflügel und Rettungspfeife.
Nachdem ihr Jahre in eurem alten Job – oder noch im Studium – verbracht habt und die Strukturen, die Abläufe und die Personen im Schlaf kennt, steht ihr auf einmal auf vollkommen neuem Boden. Neue Menschen, neue Abläufe, neue Aufgaben.. neues Alles! Ihr bekommt einen Berg von Chaos vor die Nase gesetzt und müsst wieder bei 0 anfangen. Das ist genau das, was ich die letzten Wochen getan habe.
Trotz der Punkte oben kann ich nur sagen, dass es eine der besten Entscheidungen meines Lebens war, meinen Job zu wechseln. Manchmal braucht man einfach einen Reset um wieder da zu sein, wo man eigentlich hinwollte, selbst wenn man sich dafür ein paar Wochen wie der größte Vollidiot im Büro vorkommt.
Aber nicht verzweifeln ihr Lieben – es geht jedem so und nach der anfänglichen, absoluten und katastropalen Hilflosigkeit geht es ziemlich schnell bergauf. Nach 8 Wochen im neuen Job hab ich den Großteil der wichtigstens Abkürzungen eigentlich drauf und falls es doch einmal eine gibt, die ich nicht kenne, weiß ich mittlerweile wen ich fragen kann ohne mich vor versammelter Mannschaft zu blamieren – von der ich mittlerweile übrigens größtenteils die Namen kenne. 😉
Wie sieht es bei euch aus? Seid ihr zufrieden mit eurem Job und kennt ihr die kleinen Problemchen da oben?
9 Kommentare
Verena Schulze
Ich kenne das noch zu gut … aber zum Glück legt sich das ja ganz schnell. Ich hatte das Glück, immer in tolle Teams gewechselt zu haben und mich so sehr rasch wohl gefühlt!
Avaganza
Liebe Heike,
…ich musste jetzt ziemlich schmunzeln. Als Personalberaterin helfe ich bei der Jobsuche und unterstütze auch während der Anfangsphase. Einige Dinge kenne ich daher recht gut und das mit den Abkürzungen ist echt lustig. So ging es mir auch bei jedem Job … und es stimmt, dass man meistens ins kalte Wasser geschubst wird … aber wenn es der richtige Job und das richtige Unternehmen ist, ist diese Phase aufregend und trotzdem schön. Weil man ist ja zum Glück nicht alleine :-)!
Liebe Grüße
Verena
Katja
Lach.. sehr schön geschrieben! 🙂 Ich erinnere mich noch allzu gut an meine ersten Wochen im Job.. Ich musste mir nicht nur die Namen der 100 Kollegen merken, sondern auch die der 250 neuen Schüler.. Ich bin fast verzweifelt. Aber mittlerweile kenne ich natürlich alle Kollegen, wobei ich bei einigen, die ich selten sehe (wir haben 3 Standorte), immer mal wieder überlegen muss! Und bei den Schülern schreibe ich mir immer Spickzettel 😉
Ich wünsche Dir viel Erfolg in Deinem neuen Job und hoffe Du wirst bzw. bleibst glücklich!
LG Katja
Vanessa Charlotte
Oh ja! Neuer Job, Neue Leute, Neue Namen, Neue Arbeitsabläufe … alles neu!
Da muss man sich erstmal zurecht finden, aber das klappt schon! 🙂
Liebe Grüße,
Vanessa von vanessa-charlotte.wix.com/kirschblueten
Karolina
hach ja, bei mir ist es am 2.11 soweit. da werde ich mir genauso vorkommen. und wenn ich allein schon dran denke, dass ich dann ernsthaft um 5 uhr morgens aufstehen muss.. ujujuj
glg karolina
Selda Eigler
Ich denke, dieses hat schon jeder durchgemacht. Oder hat es vor sich. Du hast es hier sehr schön beschrieben. Teilweise sehr amüsant. Ich habe früher mir immer etwas zum Neuanfang geschenkt. Es hat meiner Seele gut getan.
Liebe Grüße, Selda.
Sandra | Waldgrün im Wind Blog
Ich hatte weder tolle Chefs, noch tolle Teams. Kann das zudem auch nicht nachvollziehen, aber nur weil ich nicht außerhalb arbeite. Ich bin mein eigener Chef. Wünsche dir trotzdem alles Liebe. Ich denke da wie Verena, dass legt sich immer relativ flott.
Sigrid Braun
Ich kann mich noch sehr gut dar am erinnern auch, wenn es schon lange her ist. Ich wünsche dir viel Glück in deinem Neuen Job.
Liebe Grüße
Sigrid
Melisaa
Ein sehr gelungener Beitrag, das kenne ich auch.
Wünsche dir einen schönen Abend.
Liebe Grüße Melissa