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House of the Dragon: Ep 4 King of the narrow Sea / Der König der Meerenge Review

Wir beruhigen uns jetzt einmal alle und lassen einmal sacken, was in der letzten Folge House of the Dragon passiert ist. Hier wurde uns jedenfalls ein Game of Thrones würdiges Prequel geboten, mit allem, was wir an der Mutterserie kennen und lieben gelernt haben. Aber vielleicht starten wir erst einmal am Anfang.

Wie immer: Achtung! Spoiler!

Wir befinden uns in Storm’s End (Sturmkap), dem Sitz des Hauses Baratheon. Hier muss sich Rhaenyra ein lächerliches Heiratsangebot nach dem anderen anhören. Während der eine Anwärter ihr Großvater sein könnte (Funfact: Lord Dondarrion trägt einen sehr vertrauten Namen, womöglich ein Vorfahre von Berric Dondarrion, dem Anführer der Brotherhood without banners?), bekommt man beim nächsten Muttergefühle und einen drohenden Milcheinschuss. Ähnlich gelangweilt ist Rhaenyra, welche das Schauspiel – vermutlich gegen den Willen ihres Vaters – frühzeitig beendet und nach King’s Landing zurückkehrt. Aufmerksame Zuschauer werden übrigens gemerkt haben, dass die Szene mit einem Close-up auf die Kette der Prinzessin beginnt, die sie in Folge 1 von niemand geringerem als ihrem Onkel Daemon bekam. Und diesen sollte sie sehr bald wiedersehen, wie ihr der Anblick seines Drachen Caraxes verraten sollte.

Caraxes, auch Blutwurm (engl. Blood Wyrm) genannt, wurde ursprünglich (zw. 72 und 92 n.A.E.) von Aemon Targaryen geritten. Er gilt als wild, verschlagen und kriegserfahren.

Daemon kehrt nach Hause zurück und tritt mit einer selbstgebastelten Krone aus Knochen, die ihm zum King of the narrow Sea, zum König der Meerenge, macht, vor den König. Er will sich mit diesem versöhnen und überreicht ihm die Krone. Es folgt eine beinahe herzerwärmende Umarmung zwischen den zwei Brüdern, die den Zwist zwischen ihnen endlich beenden soll.

Grundsätzlich scheint ein wenig mehr Harmonie zu herrschen als noch vor einem Jahr, das seit der letzten Folge vergangen ist. Alicent, die inzwischen Mutter einer Tochter (Helaena Targaryen) ist, und Rhaenyra scheinen sich ebenfalls wieder anzunähern und wirken beinahe wie die Freundinnen, die sie noch im Piloten waren. Allerdings lässt das Gespräch zwischen den beiden tief blicken. Während Alicent es romantisch findet, dass die Prinzessin sich ihren “Freier” unter den vielen Männern, die sie anhimmeln, aussuchen darf, will diese gar nichts davon wissen. Und der Blick der Königin sagt doch alles, während der zynischen Aussage Rhaenyras, wie romantisch es doch sei, „in eine Burg gesperrt zu werden, um Erben rauszuquetschen”.

Auch zwischen Rhaenyra und Daemon knistert es ganz gewaltig. Wir erinnern uns an die Blicke, die er ihr bereits zuwarf, als sie erst fünfzehn war. Inzwischen dürfte sie immerhin volljährig sein, allerdings immer noch seine Nichte.

Im Großen und Ganzen scheint ihn das ganz in alter Tradition der Targaryens (Wir erinnern uns: Viserys und Daemons Eltern waren Geschwister, deren Eltern ebenfalls, während Viserys‘ erste Frau nichts geringeres als seine Cousine war) nicht zu stören. Denn mit einem Knappenkostüm und einer Karte, die Rhaenyra durch die Kerker in das nächtliche Getümmel von King’s Landing bringen sollte, bringt Daemon seiner Nichte das Nachtleben ein wenig näher. Sie treffen auf Gaukler, eine Wahrsagerin, die Rhaenyra verraten will, wie sie sterben wird (Buchleser haben hier vielleicht etwas entdeckt) und eine Theatergruppe, die sich über die weibliche Thronerbin lustig macht. Vermutlich wird Rhaenyra hier zum ersten Mal klar, wie schwer sie es als Königin tatsächlich haben würde.

Wir begleiten Onkel und Nichte – ganz in GoT Manier – in ein Bordell. Ob sie von der elektrisierten Umgebung angestachelt werden oder es von Anfang an Daemons Plan war – die beiden fallen wild übereinander her. Noch in letzter Sekunde macht Daemon einen Rückzieher, doch zu spät für den jungen Boten, der an Lord Varys kleine Vögelchen erinnert.

Was genau in Rhaenyra geritten hat (no pun intended), als sie in ihr Schlafgemach zurückkehrt, kann ich nicht sagen, allerdings fackelt sie nicht lange und sie lässt Ser Criston beenden, was ihr Onkel angefangen hat, der damit wohl nicht nur seinen Posten (schließlich hat er ein Zölibat geschworen, um Ritter der Königsgarde werden zu können), sondern auch seinen Kopf riskiert. Rhaenyra nimmt hier eindeutig das Zepter in die Hand (Autsch, sorry), ganz im Gegensatz zu Alicent, die man parallel im Beischlaf mit dem König sieht. Diese liegt regungslos dar und lässt alles stillschweigend über sich ergehen. Nun, wie romantisch ist es doch, in eine Burg gesperrt zu sein, dazu verdammt einen Erben nach dem anderen rauszuquetschen.

Da das kleine Vögelchen fleißig gezwitschert hat, dauert es nicht lange, bis auch Otto Hightower und somit auch der König von Daemons und Rhaenyras nächtlichen Eskapaden erfahren.

Fact: Wir erfahren, dass Otto Hightower eine Nachricht vom White Worm bekommt. Sorry who? Der weiße Wurm? Noch nie gehört. Allerdings sehen wir auch unser kleines Vögelchen in Gegenwart von Mysaria (Sonoya Mizuno), Daemons Ex-Geliebte. In den Büchern erhält sie ihren Spitznamen aufgrund ihrer milchweißen Haut, in der Serie ist sie zwar etwas gebräunter, aber immerhin hat ihre Kleidung die namensgebende Farbe.

Der König, den – wie wir hier sehen – der eiserne Thron inzwischen  einen Finger gekostet hat, ist entsetzt, wirft Otto Hightower aber vor, er habe die Prinzessin beschatten lassen, um einen Skandal heraufzubeschwören. Er wolle sie diskreditieren, um sein eigenes Blut auf dem Thron zu sehen. 

Und die beiden Hauptakteure? Während Rhaenyra alles abstreitet und dabei sogar Alicent ins Gesicht lügt, behauptet Daemon dem König gegenüber, er habe Rhaenyra entjungfert und verlangt diese zur Frau, um dem Haus des Drachen zu dem Ruhm zu verhelfen, der ihm zusteht. Viserys allerdings will von seinem Bruder nichts mehr wissen.

“Von meinem Blute wird der Prinz sein, der verheißen ward.
Und er sei besungen im Lied von Eis und Feuer.”

Das haben wir doch schon einmal irgendwo gehört. Und eingraviert ist das Ganze in einem gewissen Dolch, der etwa zweihundert Jahre später das Leben eines uns bekannten Night King beendet. Viserys erklärt, dass das alles größer sei als die Menschen und vor allem größer als Rhaenyras Gelüste. Die Wahrheit sei nicht wichtig, nur der Schein nach außen und auf den müsse nun reagiert werden. Rhaenyra soll Ser Leanor Velarion heiraten, den Sohn der Seeschlange. 

Rhaenyra sagt hier einige schlaue Dinge. Zum einen erkennt sie, dass sie als Heilmittel für die politischen Probleme des Königs dient und all diese Probleme nicht hätte, wäre sie als Mann geboren, da Männer herumhuren können, wie sie wollen. Des Weiteren hat sie Otto Hightowers Absichten durchschaut und warnt ihren Vater vor seiner Hand, die alles dafür tun würde, seinen eigenen Enkel eines Tages König nennen zu können und nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Und so willigt die Prinzessin ein, ihre Pflichten zu erfüllen und Ser Leanor zu heiraten, verlangt aber im selben Atemzug von ihrem Vater, dass er die seinen als König erledigen muss. Schnitt – Otto Hightower enters the room. Viserys konfrontiert ihn mit (und erklärt uns) seinen Werdegang, um ihn anschließend als seine Hand zu feuern. Wir dürfen gespannt sein, wer diesen Posten in der nächsten Folge innehat.

Zwar ist Alicent von Rhaenyras Tugendhaftigkeit überzeugt, der König scheint allerdings lieber auf Nummer sicher zu gehen. Und so schickt er einen Maester mit einer Tasse Moon Tea zur Prinzessin. Dieser soll sie von “unerwünschten Folgen” befreien. Ob sie ihn trinkt, bleibt offen.

Fazit: Diese Folge ist deutlich weniger actionreich als die drei vorherigen Folgen und dennoch passiert meiner Meinung nach so viel. Es werden wieder Intrigen gesponnen und politische Spielchen gespielt, wie wir es noch aus den Anfangszeiten von Game of Thrones kennen. Ich bin gespannt, wer sich in der nächsten Folge den Anstecker der Hand des Königs an die Brust heften darf und ob Rhaenyra den Trank nun getrunken hat oder nicht. Allerdings bezweifle ich doch stark, dass sie Ser Cristons Bastard austragen wird.

Außerdem wird Folge 5 wohl die letzte Folge mit den beiden Jungschauspielerinnen Milly Alcock (Rhaenyra) und Emily Carey (Alicent), da die beiden – bedingt durch einen weiteren Zeitsprung – durch ältere Schauspielerinnen ersetzt werden. Auf die beiden gehe ich dann ein, wenn es soweit ist.
Alles in allem eine gelungene Folge. Tatsächlich wüsste ich nicht, was ich mir anders gewünscht hätte.

Daher: 10 von 10 kleinen Vögelchen.

Ich bin der singende, tanzende Abschaum der Welt. Mit seichter Unterhaltung, Trash TV und RomComs kann ich oft nicht viel anfangen. Albernes Zauberstabgefuchtel und kindische Hexereien wird es hier nicht geben. Wer es gerne ernst und düster mag, ist bei mir genau richtig. Ich hab einen Hang zu Antihelden und drück dem Bösen heimlich mal die Daumen. Ich bin Freund des Unerwarteten und des Mindfucks. Das Leben hat mich eingeholt und so weiß ich gute Filme und Serien mehr zu schätzen den je. Und gleichzeitig ist meine Antwort auf Klatsch und Tratsch immer öfter „Kenn ich nicht, ist mir auch egal“. Seifenblasennostalgie meets Hobbypoesie und Dorfkindromantik. Ich bin die, die „Folge deinem Herzen, aber nimm dein Hirn mit“ an Bushaltestellen schmiert. Mehr gibt es (hin und wieder mal) auf Instagram unter @_sandrapopandra.

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