Serien

House of the Dragon: Ep 6 The Princess and the Queen / Die Prinzessin und die Königin Review

Zehn Jahre sind vergangen, seit Rhaenyra ihren Cousin Laenor Velarion geehelicht hat. Zehn Jahre seit Ser Criston Cole Ser Joffrey Lonmouth das Gesicht zu Brei geschlagen hat. Zehn Jahre seit der frisch verwitwete und an diesem Umstand nicht ganz unschuldige Daemon sich auf der Hochzeit seiner Nichte an deren (noch einmal jüngere) Cousine rangemacht hat. Und zehn Jahre ist es her, dass die Königin subtil, aber unmissverständlich den Krieg erklärt hat.


SPOILERWARNUNG!

Wer vergessen hatte, dass es einige Wechsel bei den Schauspielern gab, wird direkt in der ersten Szene daran erinnert, denn wir starten mit einer Nahaufnahme auf die zugegebenermaßen etwas zerzauste Rhaenyra. Schnell wird aber klar, dass sie gerade im Endspurt ist, ihren dritten Sohn zu gebären, da seien ihr das verschwitzte Gesicht und die nicht gestylten Haare verziehen. Ich liebe übrigens, dass sie alles an der Geburt so realistisch gestaltet haben. In anderen Serien presst die Mutter mit 2-3 Wehen ein gestriegeltes Kleinkind heraus und die Sache ist gegessen. Hier wird uns aber tatsächlich eine realistische Geburt mitsamt Nachgeburt, Blutungen und Nachwehen gezeigt. Und auch Rhaenyras Bauch (und natürlich der thematisierte Milcheinschuss) verschwindet nicht einfach so von Zauberhand, sondern ist die restliche Folge zu sehen.

Das Kind ist noch nicht ganz draußen, da verlangt die Königin, das Neugeborene zu sehen. Rhaenyra, natürlich vollkommen geschafft von der Geburt, besteht darauf, es ihr persönlich zu zeigen. Sie wird noch kurz von der Nachgeburt aufgehalten (so eine Frechheit aber auch) und macht sich dann mit ihrem in der Situation ziemlich unbeholfenen Mann Laenor (John Macmillan) auf den Weg. Warum die Königin sofort nach dem Baby verlangt, erklärt sich gleich.

Jedenfalls wird das Neugeborene , das übrigens nach Laenors gesichtslosen Lover Joffrey (deutsch: Gottfried) aus der letzten Folge benannt ist, freudig von seinem Großvater begrüßt. Ja, Großvater. Viserys lebt, auch wenn er um einen Arm ärmer ist und insgesamt langsam aber sicher eine zunehmende Ähnlichkeit mit Gollum hat, er lebt. Und nun auch die Erklärung, warum die Königin das Kind so dringend sehen muss: Es hat dunkles Haar. Keine Spur vom weißen Haar der Targaryens und der Velaryons. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Die Königin hat längst verstanden, was vor sich geht (Do keep trying, Ser Laenor. Soon or late, you may get one who looks like you.), während der König die Augen vor dem Offensichtlichen verschließt und beteuert, Joffrey habe die Nase seines Vaters.

Dabei ist es längst ein offenes Geheimnis, dass der wahre Vater von Rhaenyras Söhnen Jacaerys, Lucerys und Joffrey Harwin Strong (Ryan Corr) ist. Und wer nicht auf beiden Augen blind ist, erkennt sofort die Ähnlichkeit der drei zu dem dunkelhaarigen Sohn der Hand.

Die Positionen, die die Kinder in dem ganzen Trubel spielen, werden vor allem im Kampftraining im Hof deutlich. Aegon (Ty Tennant) und Aemond (Leo Ashton), Söhne der Königin Alicent, tragen grün, während Rhaenyras Söhne schwarz/rot, nämlich die Farben der Targaryens, tragen. Criston Cole bildet die Söhne der Königin aus, während die Kinder der Prinzessin von ihrem leiblichen Vater Harwin Strong trainiert werden. Cole, der inzwischen der Leibwächter der Königin ist, sind die Gerüchte natürlich auch nicht entgangen, er macht eine Bemerkung bezüglich der Vaterschaft der Kinder, woraufhin er von Harwin angegriffen wird.

Gar keine so kluge Reaktion, da sie zum einen als Schuldeingeständnis zu werten ist, zum anderen müssen natürlich Konsequenzen folgen: Harwin wird von seinem Vater Lyonel nach Harrenhal geschickt. Die Chance nutzt er direkt, um sein Amt niederzulegen und seinen Sohn zu begleiten, doch das möchte der König nicht akzeptieren. Er erlaubt ihm allerdings zunächst mit seinem Sohn nach Harrenhal zu gehen, um danach sein Amt als Hand wieder aufzunehmen.

Harwin Strong verlässt uns und seine kleine Familie also schweren Herzens. Es sieht ganz so aus, als sei er für Rhaenyra definitiv mehr als nur eine Bettgeschichte gewesen. Und auch ihr ältester Sohn Jacaerys fragt ganz offen, ob der ehemalige Kommandant der Stadtwache sein richtiger Vater sei. Diese antwortet darauf, dass er ein Targaryen ist und das alles ist, worauf es ankommt.

Auftritt Larys Strong (Matthew Needham), der neue Littlefinger (oder viel mehr Middlefinger, er ist immerhin noch einen Tick intriganter und gemeiner). Er ist sehr erpicht darauf, seiner Königin zu helfen und scheint dabei vor nichts zurückzuschrecken, auch nicht wenn das den Tod seiner eigenen Familie bedeutet. Und so lässt er Harrenhal in Brand stecken und damit seinen Vater und seinen Bruder töten. Habe ich nicht letzte Woche erst von dem inzwischen ausgestorbenen Haus Strong und dem Fluch Harrenhals geschrieben? Alicent beteuert, das weder befohlen noch gewollt zu haben. Zwar glaube ich ihr das, allerdings denke ich, geht sie lieber über die Leichen der Strongs als die ihrer eigenen Kinder.


Und über diese möchte Rhaenyra auf keinen Fall gehen. Sie macht ein letztes Friedensangebot. Sie bietet Alicent an, ihren ältester Sohn Jacaerys mit Helaena, der Tochter der Königin, zu vermählen. So würden die beiden Stränge des Hauses wieder vereint und Targaryens gemeinsam über Westeros herrschen. Alicent geht kaum auf den gemachten Vorschlag ein, entgegnet am Ende zwar, der König und sie würden das Angebot ernsthaft in Erwägung ziehen, lässt aber durchblicken, dass sie das Ganze für eine Farce hält.

Daraufhin schnappt sich Rhaenyra ihre Kinder und ihren Mann, der sein Betthäschen mitnehmen darf, und geht nach Dragonstone. Von hier aus habe sie zwar keine Kontrolle mehr über ihren Vater, aber ihre Familie ist sicher. Fürs erste.


Und was treibt Daemon eigentlich? Auf Rhaenyras Hochzeit hat es noch ganz schön zwischen den beiden geknistert, allerdings gab es auch ziemlich eindeutige Angebote in Richtung Laena Velaryon (Nanna Blondell), die nun an seiner Seite steht. Oder viel mehr fliegt. Denn die beiden bieten uns einen phantastischen Drachenflug über Essos, denn Laena fliegt keinen geringeren Drachen als Vhagar.

Vhagar war der Drache von Visenya Targaryen, Schwester und Ehefrau von Aegon dem Eroberer, die auf ihm in den Eroberungskriegen ritt. Damals war er der kleinste der drei Drachen, konnte dennoch ein ganzes Pferd verschlingen und mit seinem Feuer Rüstungen schmelzen. Nach dem Tod von Balerion 94 n.A.E. war Vhagar der größte verbliebene Drache.

Die beiden haben in der Zwischenzeit geheiratet und bereits zwei Töchter – Baela und Rhaena – das dritte Kind ist unterwegs. Da sie aus King’s Landing verbannt wurden, leben sie in Essos, wo Prinz Reggio Haratis, der Herrscher von Pentos, ihnen ein Angebot macht. Sie sollen mithilfe ihrer Drachen die Stepstones wieder unter Kontrolle bringen, denn seit dem Sieg über den Crabfeeder ist dort von Daemons Seite aus nicht sehr viel passiert. Im Gegenteil, die Triarchie hat einen neuen Anführer, außerdem bekommen Lys, myr und Tyrosh inzwischen Unterstützung von Qoren Martell. Im Gegenzug würden Daemon und Laena in den Adelsstand von Essos erhoben werden. Daemon nennt das Ganze ein Angebot, das er ernsthaft in Erwägung ziehen würde, während seine Frau in die Heimat zurückkehren möchte und ihre Kinder auf Driftmark großziehen möchte.

Die Entscheidung wird Laena leider kaum später abgenommen, denn es gibt Komplikationen bei der Geburt. Gerade wird Daemon vor die Entscheidung gestellt, die schon sein Bruder treffen musste, da sehen wir Laena auf ihren Drachen zu laufen, der erst nach mehrfachen verzweifelten Dracarys-Rufen reagiert und seine Reiterin zu Asche zerfallen lässt.

Schade, ich hätte gerne noch etwas mehr von ihr gesehen, aber ich schätze mal, Daemon braucht eine Motivation, um – wenn schon nicht nach King’s Landing – nach Dragonstone zurückzukehren und dort auf eine alte Verbündete zu treffen, die gerade jede Unterstützung gebrauchen kann.

Fazit: Es gelingt mir noch nicht ganz, die junge Rhaenyra, gespielt von Milly Alcock, mit der älteren Version, dargestellt von Emma D’Arcy, unter einen Hut zu bekommen. Zwar haben sie, wie sich vor allem auf Fotos zeigt, eine gewisse Ähnlichkeit, allerdings ist ihr Schauspiel ein anderes. Dies und die Tatsache, dass nun einmal zehn Jahre ins Land gegangen sind und diese zehn Jahre auch nicht spurlos an der Prinzessin vorbeigegangen sind, lassen sie um einiges weniger lebensfroh und deutlich düsterer wirken. Allerdings denke ich, dass genau das gewollt ist. Denn ihre vergleichbar unbeschwerte Jugend ist vorbei. Dem König geht es sichtlich schlecht, es ist fraglich, wie lange er noch lebt. Und wenn der König stirbt, beginnt der Tanz der Drachen und es geht um Leben und Tod. 

Was ich damit sagen möchte: Ich brauche vielleicht noch eine Folge, um mich an die neue Rhaenyra zu gewöhnen, mag aber die Richtung, die die Serie einschlägt. Während sich die erste Hälfte der Staffel noch ganz anders angefühlt hat, so hat the Princess and the Queen definitiv GoT-Charakter. Und das meine ich positiv.

Der Tanz der Drachen kündigt sich definitiv an und hat mit den beiden Strongs bereits die ersten Opfer gefordert. Ich habe letzte Woche von dem kleinen Finale gesprochen, dann darf ich diese Folge getrost einen zweiten Piloten nennen. Denn so fühlt die Folge sich an. Wir werden auf den neuesten Stand gebracht, was die Charaktere in den letzten zehn Jahren gemacht haben und dennoch passiert so viel. 

Alles in allem eine gelungene und (wie ich finde) großartige Folge, der ich nicht weniger als

9 von 10 Dracheneiern geben möchte.

Ich bin der singende, tanzende Abschaum der Welt. Mit seichter Unterhaltung, Trash TV und RomComs kann ich oft nicht viel anfangen. Albernes Zauberstabgefuchtel und kindische Hexereien wird es hier nicht geben. Wer es gerne ernst und düster mag, ist bei mir genau richtig. Ich hab einen Hang zu Antihelden und drück dem Bösen heimlich mal die Daumen. Ich bin Freund des Unerwarteten und des Mindfucks. Das Leben hat mich eingeholt und so weiß ich gute Filme und Serien mehr zu schätzen den je. Und gleichzeitig ist meine Antwort auf Klatsch und Tratsch immer öfter „Kenn ich nicht, ist mir auch egal“. Seifenblasennostalgie meets Hobbypoesie und Dorfkindromantik. Ich bin die, die „Folge deinem Herzen, aber nimm dein Hirn mit“ an Bushaltestellen schmiert. Mehr gibt es (hin und wieder mal) auf Instagram unter @_sandrapopandra.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Hiermit akzeptierst du unsere Datenschutzerklärung.