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House of the Dragon: Ep 8 The Lord of the Tides / Der Herr der Gezeiten Review

Vermutlich schreibe ich das schon zum dritten Mal in meinem wöchentlichen Review zur jeweils aktuellen Folge, aber nun wirklich: Der Tanz der Drachen beginnt. Und dieses Mal echt. Und aus dem einfachen Grund, dass ein sterbender Mann versehentlich den Untergang seiner eigenen Dynastie hervor beschwört. Kann ja mal passieren.

Und damit

SPOILERWARNUNG!

Sechs Jahre sind seit der letzten Folge vergangen. Und da die Kinder der Königin und der Prinzessin zu jungen Erwachsenen herangewachsen sind, gab es erneut Änderungen im Cast. Hier sticht vor allem Ewan Mitchell (The Last Kingdom) als Aemond Targaryen hervor, was nicht nur an der markanten Augenklape liegt.

Dazu hat sich die Familie in den letzten Jahren vergrößert. Rhaenyra und Daemon, die sich in der letzten Folge noch das Ja-Wort gaben, waren fleißig und haben kleine weißhaarige Targaryens produziert. Hier werden uns die beiden Söhne Aegon (dieser Name kommt wirklich zu oft in dieser Familie vor) und Viserys vorgestellt. Das dritte Kind ist bereits unterwegs.

Buchspoiler

Rhaenyras und Daemons Tochter Visenya wird allerdings nicht lebend das Licht der Welt erblicken.

Wir sehen außerdem drei Dracheneier, die von Daemon geborgen werden. Hier gibt es die wildesten Theorien. Zum einen wird wohl gemutmaßt, dass es sich hier um die Dracheneier handelt, die etwa 180 Jahre später eine gewisse Drachenprinzessin zu ihrer Hochzeit mit Khal Drogo geschenkt bekommt. Allerdings sind diese Dracheneier bereits versteinert, daher dürften es sich hier meiner Meinung nach um andere Eier handeln. Ich persönlich denke, dass sie einfach für seine drei Kinder gedacht ist. Womöglich darf Rhaena hier auch noch abstauben, schließlich ist sie immer noch drachenlos, da Aemond sich schließlich Vhagar geschnappt hat.

Aegon hat sich derweil zum absoluten Sympathieträger der Serie entwickelt. Während er in der letzten Folge noch onanierend im Fenster stand und eine Arroganz an den Tag legt, die von einem Joffrey Baratheon kaum zu übertreffen ist, macht er sich diese Woche ganz offen über seine Neffen, die „voller Kraft“ stecken, lustig, bietet sogar Jacaerys Verlobten an, sie richtig zu befriedigen, sobald dieser mit ihr fertig sei (dass er selbst nicht der beste Liebhaber der Welt ist, erfahren wir von seiner Schwestergemahlin). Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, vergewaltigt er zu Beginn der Folge ein Dienstmädchen. Ein Traum von einem Mann. Er sollte unbedingt König werden.

Das Mädchen wird mit Mondtee (gegen mögliche unerwünschte Folgen) und einem Beutel voll Gold zum Schweigen gebracht. Doch zu spät. Mysaria, the white worm, wurde bereits informiert. Ob und wie sie diese Information nutzen und an Daemon herantragen wird, werden wir wohl noch erfahren.

And the Oscar Emmy goes to

Können wir bitte darüber sprechen, wie großartig die schauspielerische Leistung von Paddy Considine in dieser Folge ist? Klar, Kostüm und das phantastische Make-Up tun ihr Übriges, aber wie unfassbar gut ist bitte seine Darstellung eines Königs, der dem Tod näher als dem Leben ist? Und der sich dennoch nichts mehr wünscht, als dass seine Familie Frieden miteinander findet. Und der immer noch das Lied von Eis und Feuer singt. Nur für die falsche Person und damit möglicherweise den Tanz der Drachen erst befeuert (ich gehe weiter unten genauer darauf ein).

Viserys ist gezeichnet vom Alter und von Krankheit. Sein abgemagerter Körper ist übersät mit eitrigen und offenen Wunden, da wo früher einmal seine rechte Gesichtshälfte war, ist ein klaffendes Loch, das von einer Maske aus Gold bedeckt wird. Auch schafft er es kaum ohne Hilfe durch die Halle zu seinem Thron zu laufen. Auf der einen Seite auf einen Stock gestützt, auf der anderen auf seinen Bruder Daemon, gelingt es ihm schließlich.

Nicht so richtig damit einverstanden scheint die Hand des Königs – Otto Hightower – der sich natürlich nur auf den Thron setzt, um in Namen des Königs und in dessen Willen zu handeln. Die Blicke, die zwischen ihm, Alicent und Vaemond Velaryon getauscht werden, sagen jedenfalls eindeutig, dass hier gerade ein Plan durchkreuzt wird. Denn Rhaenyras Kinder werden ein letztes Mal legitimiert und Lucerys damit als rechtmäßiger Erbe von Driftmark bestätigt. Zusätzlich wird die Verlobung von Jacaerys und Lucerys mit ihren Cousinen (und Stiefschwestern – wobei da noch mehr Verwandtschaftsgrade bestehen dürften) Baela und Rhaena Targaryen bekannt gegeben.

Vaemond jedoch akzeptiert keinen „Bastard“ als Herrscher der Insel Driftmark und sieht das Haus der Velaryons aussterben (naja, immerhin wäre die Frau des Lords eine echte Velaryon, vielleicht haben ihre Nachkommen ja das Glück einige ihrer Gene abzubekommen). Diese Aussage soll ihn eigentlich die Zunge kosten, doch Daemond macht kurzen Prozess und halbiert in einem Zug seines Schwertes den Schädel des Verräters. Die Zunge lässt er ihm großzügigerweise. 

Beware the Beast beneath the Boards / Das Monster unter den Brettern

Wer aufgepasst hat, dem wird aufgefallen sein, dass Helaena etwas von einem Monster unter den Brettern erzählt, bevor sie ihren Toast ausspricht. Möglicherweise spielt sie hier erneut auf das Schicksal ihres Bruders an.

Buchspoiler
Helaenas Prophezeiung könnte über Blood and Cheese (Blut und Käse) sein. Nachdem Lucerys von Aemond getötet wird, beauftragt Daemon Mysaria Rache zu nehmen. Diese heuert Blut und Käse an, die wiederum Helaena, die mittlerweile Königin ist, vor die Wahl stellen, welcher ihrer beiden Söhne sterben soll. Die Königin entscheidet sich für ihren jüngeren Sohn Maelor, Blut tötet allerdings den älteren Sohn Jaehaerys. Blut stirbt später unter Folter, über das Schicksal von Käse ist nichts bekannt.

Aber das ist nicht alles, was bei diesen letzten Abendmahl (denn genau das ist es), passiert. König Viserys rafft sich ein letztes Mal auf, er stellt die Mitte des Mahls dar und trennt damit die Grünen von den Schwarzen, Team Alicent und Team Rhaenyra, Macht und Familie. Man könnte hier so viel in dieses Bild hineininterpretieren. Ist es Zufall, dass Viserys seine intakte Gesichtshälfte Rhaenyra und ihrer Familie zuwendet, während er auf der Seite, an der seine Frau sitzt, blind ist? Ein letztes Mal wünscht Viserys sich Frieden zwischen seinen Familienmitgliedern. Und fast scheint es, dass es funktioniert.

Das Lied von Eis und Feuer

Noch bevor er dem Ende entgegen geht, spricht Viserys ein letztes Mal vom Lied von Eis und Feuer. Aegon I. Hat die Prophezeiung gemacht, in der es heißt, es werde eine Bedrohung aus dem Norden kommen – wir wissen natürlich, dass es sich hier um die weißen Wanderer handelt. Und „der Prinz der verheißen wurde“ soll Westeros vor dieser Bedrohung retten.

Nur dummerweise denkt Viserys er spräche mit seiner Tochter Rhaenyra und nicht mit seiner Frau Alicent, die seine letzten Worte möglicherweise leicht missversteht. Allerdings knüpft Viserys an das Gespräch an, das er zuvor mit Rhaenyra geführt hatte und in dem diese fragt, ob Viserys glaubt, dass die Prophezeiung wahr sei, ob sie diese Bürde tragen müsse.

„Du bist es, du bist die Verheißung.“

Alicent aber hat noch nie etwas von dieser Prophezeiung gehört, kann damit also nichts anfangen und fängt an, Viserys wirres Gestammel zu interpretieren. Sie schnappt den Namen Aegon auf und glaubt, Viserys spreche von ihrem Sohn und nicht vom Eroberer. Sie glaubt also, Viserys habe ihr auf dem Sterbebett gesagt, dass ihr gemeinsamer Sohn Aegon auf dem eisernen Thron sitzen müsse.

Jetzt stellt sich sie Frage, ob der Tanz der Drachen tatsächlich auf einem blöden Missverständnis beruht oder ob Alicent nur nach einem Grund gesucht hat, ihren Sohn zum König zu machen. Ich persönlich denke, dass es auch ohne dieses Gespräch dazu gekommen wäre. Dafür hat Otto seine Tochter zu sehr im Griff, als dass diese plötzlich Rhaenyra unterstützen würde.

Fazit

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. The Lord of the Tides ist für mich die bisher stärkste Folge der Serien. Es gibt unheimlich starke Moment einzelner Figuren – wie großartig die Darstellung des Viserys in dieser Folge ist, muss ich an dieser Stelle einfach erneut betonen, wenn er dafür keinen Emmy bekommt, dann weiß ich auch nicht – aber auch in seiner Gesamtheit ist die Folge unheimlich ausdrucksstark, über Dialoge, die Musik hin zur Bildsprache. Hauptakteure sind diese Woche eindeutig die Dialoge und Beziehungen. Es hat Veränderung stattgefunden in King‘s Landing und all das wird in dieser Folge deutlich.

Ich bin sehr gespannt, in welchem Tempo die Serie weiter geht. G.R.R. Martin schrieb gestern erst in einem Blogeintrag, dass die perfekte Serienlänge für House of the Dragon vier Staffeln betrage. Nun, wir werden sehen. Es gibt jedenfalls noch eine Menge zu erzählen.

An dieser Stelle sei aber erst einmal genug erzählt. Ich fiebere nun der nächsten Folge entgegen und gebe heute 10 von 10 Dracheneiern.

Ich bin der singende, tanzende Abschaum der Welt. Mit seichter Unterhaltung, Trash TV und RomComs kann ich oft nicht viel anfangen. Albernes Zauberstabgefuchtel und kindische Hexereien wird es hier nicht geben. Wer es gerne ernst und düster mag, ist bei mir genau richtig. Ich hab einen Hang zu Antihelden und drück dem Bösen heimlich mal die Daumen. Ich bin Freund des Unerwarteten und des Mindfucks. Das Leben hat mich eingeholt und so weiß ich gute Filme und Serien mehr zu schätzen den je. Und gleichzeitig ist meine Antwort auf Klatsch und Tratsch immer öfter „Kenn ich nicht, ist mir auch egal“. Seifenblasennostalgie meets Hobbypoesie und Dorfkindromantik. Ich bin die, die „Folge deinem Herzen, aber nimm dein Hirn mit“ an Bushaltestellen schmiert. Mehr gibt es (hin und wieder mal) auf Instagram unter @_sandrapopandra.

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