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House of the Dragon: Ep 9 The Green Council / Der grüne Rat Review

Der König ist tot! Lang lebe der König! Äh.. die Königin! Ja, wer denn nun? Genau diese Frage stellt sich nun. König Viserys, der Friedvolle ist tot, doch wer soll ihm auf den Thron folgen? Seine Tochter Rhaenyra, die er bereits vor 20 Jahren zu seiner Erbin gemacht hat oder doch seinen erstgeborenen Sohn Aegon, den er sich auf dem Sterbebett vermeintlich als seinen Nachfolger gewünscht hat?

SPOILERWARNUNG!

Ab hier gibt es Spoiler zur aktuellen Folge. Buchspoiler werden extra markiert: Und zwar so.

Der grüne Rat

Wie der Titel der Folge bereits verrät, dreht sich diese Folge um die Grünen, heißt Alicent Hightower (oder viel mehr ihr Vater Otto) und Anhang, die Aegon auf dem Thron sehen wollen. Und dass dies schon eine ganze Weile geplant wird, wird recht schnell klar, als Otto den Tod von Viserys I. verkündet, denn schnell heißt es, man könne ja nun auf die vorbereiteten Pläne zurückgreifen. Alicent, die zwar den Thronanspruch ihres Sohnes unterstützt, ist schockiert. Insbesondere weil der Rat den Mord an ihrer Jugendfreundin Rhaenyra zu planen scheint. Das geht ihr dann doch zu weit. Wobei ich mich ehrlich gesagt frage, warum ihr das nun ein Schritt zu weit ist. Die gesellschaftliche Ächtung Rhaenyras, indem sie ihre Kinder als Bastarde entlarvt, war ihr schließlich auch egal. Vermutlich ist das hier eher ein Versuch, uns Zuschauer ein wenig auf Alicents Seite zu ziehen (immerhin wirkt sie neben ihrem Vater fast sympathisch) oder soll ihrem Charakter ein wenig mehr Tiefe verleihen. Beides gelingt meiner Meinung nach nicht so richtig.

Ser Criston Cole – was soll man noch sagen. Er ist der Königin derart ergeben, dass es weh tut. Nicht nur begeht er vor den Augen des Rates einen Mord (aber das ist schon okay, schließlich wollte Lyman Beedbury Rhaenyra unterstützen), auch hat er scheinbar sämtliches Gefühl für Anstand und Moral verloren. So bedroht er den Lord Kommandanten der Königsgarde Harrold Westerling, der seinen weißen Mantel ablegt. Wie praktisch. Denn statt Ser Criston für sein Verhalten zu bestrafen, wird er einfach befördert. Alles klar, Alicent. Das scheint mir auch auf jeden Fall vernünftig. Macht den Psychoritter (der gerade jemandem den Kopf eingeschlagen hat. Schon wieder!) zum Chef der Bande.

Eckstein, Eckstein, Aegon will versteckt sein

Und damit beginnt der Wettstreit. Wer Aegon als erster findet – ja, was ist denn dann? Ich kann nicht so ganz glauben, dass es hier wirklich um das Schicksal von Rhaenyra gehen soll. Jedenfalls haben wir auf der einen Seite die Cargyll Zwillinge Arryk und Erryk für Team Otto und Ser Criston Cole und Aemond, der sich schon ganz selbstlos angeboten hat, selbst auf dem Thron sitzen zu können, sollte sein Bruder Aegon weiter unauffindbar bleiben, für Team Alicent.

Die Suche führt uns über Flea Bottom zu Mysaria. Wir erfahren von Kinderkämpfen und lernen (zumindest kurz) einen auffällig weißhaarigen Jungen kennen. Es könnte sich um Gaemon Palehair (Hellhaar) handeln, den Sohn einer Prostituierten aus dem Bordell in Königsmund und (vermutlich) Aegon II. Targaryen. Falls ja, wird er jedenfalls noch seinen Teil zur Geschichte beitragen.

Insgesamt finde ich dieses ganze Versteckspiel und die Jagd, wer Aegon, der übrigens gar nicht König werden will, zuerst findet, äußerst skurril und merkwürdig inszeniert. Als hätte man während der letzten Folgen vergessen, einige Nebenstränge zu erzählen (vor allem die Story rund um Mysaria und die Kinder) und müsse das nun nachholen.

„Gewinner“ des Ganzen ist dann am Ende Team Alicent, die in dieser Folge nicht unbedingt ihre größten Momente feiern dürfte. Von ihrer privaten Foot Porn (sorry) Show für Larys möchte ich gar nicht anfangen. Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt, was dieser davon hat, Alicent immer und immer wieder mit Informationen zu füttern und ihr dabei derart (nochmal sorry) zu Füßen liegt. Wer mich kennt, weiß, dass ich Füßen ungefähr so viel abgewinnen kann wie einer Wurzelbehandlung, daher war die Szene für mich wirklich schwer zu ertragen.

Und dann wäre da noch das Gespräch zwischen Alicent und Rhaenys, das ich nicht so wirklich deuten kann, bzw. frage ich mich, wie aufrichtig Alicent ist. Denn einerseits sagt sie, Rhaenys hätte Königin werden sollen und auch sie hätte deren Thronanspruch unterstützt, auf der anderen Seite wiederholt sich jetzt gerade genau die Geschichte: Rhaenyra soll in der Erbfolge übergangen werden, weil sie eine Frau ist. Demnach misst Alicent entweder mit zweierlei Maß oder sie ist unehrlich. Beides würde ich in Betracht ziehen.

Hüte dich vor der Beste unter den Brettern

Vollkommen umsonst haben wir hier wohl spekuliert und gemutmaßt, wer oder was die Bestie unter den Brettern wohl sein wird. Ich persönlich habe ja an die Ermordung von Aegons und Helaenas Kinder durch Blut und Käse gedacht. Die ganze Theorie ist in der Review zur letzten Folge nachzulesen. Stattdessen verraten uns die letzten Minuten der Folge, was sich unter den Brettern verbirgt: Niemand Geringeres als die Queen, who Never was (but should have been) Rhaenys auf ihrem Drachen Meleys.

Meleys wird auch die rote Königin genannt. Ihre Schuppen waren scharlachrot und die Membranen ihrer Flügel waren pink. Ihr Kamm, ihre Hörner und ihre Krallen waren hell wie Kupfer. Sie war faul geworden, konnte aber Furcht erregend werden. Meleys war alt, gerissen und keine Fremde in der Schlacht. Bevor die Drachendame von Rhaenys geritten wurde, gehörte sie zu Alyssa Targaryen, Tochter von Jaehaerys I. und Viserys Mutter.

Halb Königsmund ist zur Krönung in der Drachengrube versammelt und es wäre ein Leichtes gewesen, die (vermeintliche) Königsfamilie mit einem einfachen Dracarys auszulöschen und so den anstehenden Krieg zu verhindern (allerdings wäre die Serie dann an dieser Stelle vorbei, das wäre ja auch irgendwie schade gewesen). Aber Rhaenys greift nicht an. Anstatt des vernichtenden Drachenfeuers kommt lediglich ein Schrei aus dem Maul der gewaltigen Drachendame. Aber warum hat sie die Grünen nicht an Ort und Stelle geröstet? Nun, zum einen weiß Rhaenys (im Gegensatz zu uns) natürlich nicht, was vor ihnen liegt. Dass Aegon auf keinen Fall der rechtmäßige Thronerbe ist, ist ihr klar, allerdings ist dieser zum Zeitpunkt ihres Ausbruchs bereits gekrönt und somit würde Rhaenys zum Kingslayer werden. Damit wäre sie nicht nur gesellschaftlich geächtet, sondern mit dem Mord an einem Verwandten auch noch bis an ihr Lebensende verflucht.

Dazu kommt, dass Rhaenys insgesamt äußerst strategisch vorgeht. Sie wählt ihre Worte stets mit Bedacht und weiß genau, was sie tut. 

„Es ist der Moment, in dem sie zeigt, dass sie die größtmögliche Herrscherin ist. Es war die ungeheuerlichste und explosivste Aktion der Staffel. In gewisser Weise ist es aber auch die barmherzigste und anmutigste Handlung. Das liegt daran, dass sie so intelligent ist und sich am Ende dafür entscheidet, das Richtige zu tun, nämlich nicht zu zerstören. Es ist ein wahrhaft verzeihender Moment und auf eine seltsame Art und Weise auch ein liebevoller Moment. Sie hat die ganze Munition, und der Wunsch nach Rache ist so groß. Sie hat so viele Verluste erlitten, und um ihrer selbst willen und im Namen so vieler anderer ist der Drang zur Zerstörung so stark. Und doch wird die Entscheidung, nicht zu zerstören, noch stärker. Das ist ein Zeichen von Größe und [ein] wahrhaft inspirierender Moment.“

Eve Best gegenüber Entertainment Weekly

Am Ende flieht sie auf Meleys nach Drachenstein, um dort vermutlich Prinzessin Rhaenyra, die von alldem noch keine Ahnung hat, Bericht zu erstatten. Wie diese reagieren wird, sehen wir dann in der nächsten (und vorerst letzten Folge). Aber es sollte klar sein, dass Rhaenyra Anspruch auf ihr Erbe erheben und Aegon II. nicht als König akzeptieren wird.

Übrigens wird Aegon nicht mit der Krone seines Vaters gekrönt, sondern mit der von Aegon I., im Buch wird sie allerdings etwas hübscher beschrieben. Zudem bekommt er Blackfyre, das Schwert des Eroberers.

Fazit

Ich finde etwas schade, dass das ganze Szenario um den grünen Rat etwas plump geraten ist. In der Buchvorlage wird hier deutlich strategischer vorangegangen und überlegt, welches Haus sich auf welche Seite schlagen wird, während in der Adaption schnell klar wird, dass der Rat sich sowieso dazu entschieden hätte, Rhaenyras Anspruch zu übergehen. Dass der König jetzt seine Meinung geändert haben soll, hat nur den netten Nebeneffekt, dass auch Alicent sich ohne schlechtes Gewissen für die Krönung ihres Sohnes einsetzt, der Verrat war allerdings schon von langer Hand (no pun intended) geplant.

Auch fand ich die komplette Inszenierung um die Suche nach Aegon sehr hektisch, durcheinander und unübersichtlich und hat stellenweise leider nicht so viel Spaß gemacht wie die letzten Folgen. Leider merkt man der Folge auch an, dass durch den Fokus auf die Grünen Daemon und Rhaenyra fehlen.

Insgesamt noch 7 von 10 Kronen.


Ich bin der singende, tanzende Abschaum der Welt. Mit seichter Unterhaltung, Trash TV und RomComs kann ich oft nicht viel anfangen. Albernes Zauberstabgefuchtel und kindische Hexereien wird es hier nicht geben. Wer es gerne ernst und düster mag, ist bei mir genau richtig. Ich hab einen Hang zu Antihelden und drück dem Bösen heimlich mal die Daumen. Ich bin Freund des Unerwarteten und des Mindfucks. Das Leben hat mich eingeholt und so weiß ich gute Filme und Serien mehr zu schätzen den je. Und gleichzeitig ist meine Antwort auf Klatsch und Tratsch immer öfter „Kenn ich nicht, ist mir auch egal“. Seifenblasennostalgie meets Hobbypoesie und Dorfkindromantik. Ich bin die, die „Folge deinem Herzen, aber nimm dein Hirn mit“ an Bushaltestellen schmiert. Mehr gibt es (hin und wieder mal) auf Instagram unter @_sandrapopandra.

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