Sofia Coppolas neuester Film "Priscilla" startet in den Kinos.
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Sofia Coppolas „Priscilla“ startet im Kino: Liebe in Elvis Presleys‘ Goldenem Käfig

„Magst du Elvis Presley?“ wird die 14-jährige Priscilla Beaulieu in einem amerikanischen Diner in Wiesbaden gefragt und antwortet: „Natürlich, wer nicht?“ Dass dieser Moment, bei dem sie zu einer Hausparty ihres Idols eingeladen wird, nachhaltig ihr Leben verändern wird, ist ihr zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Etwa sechs Jahre später wird das damalige Schulmädchen den King of Pop heiraten – und lebt damit den Traum einer ganzen Teenager-Generation. Von diesem vermeintlichen Märchen erzählt Sofia Coppolas neuer Film „Priscilla“ (basierend auf der Autobiografie „Elvis und ich“) in aller Ausführlichkeit. Kinostart ist am 4. Januar 2024. Doch wie kommt Elvis Presley dabei weg?

„Priscilla“ basiert auf Priscilla Presleys Autobiografie „Elvis und ich“.

„Priscilla“: Von Wiesbaden nach Graceland, vom Teenager zur Frau

Wiesbaden, 1959: Nicht der glamouröseste und aufregendste Ort um seine Teenagerzeit zu verbringen. Das findet auch Priscilla Beaulieu (gespielt von Cailee Spaeny), die mehr widerwillig mit ihren Eltern (einer Hausfrau und einem in Deutschland stationierten Leutnant) in der hessischen Stadt lebt. Tumult kehrt ein als sie zu einer Party des Megastars Elvis Presley (gespielt von Jacob Elordi), der zu dieser Zeit ebenfalls als Soldat in Deutschland stationiert ist, eingeladen wird. Vor Ort unterhält sie sich mit dem zehn Jahre Älteren und dieser scheint Gefallen an dem Mädchen zu finden, denn er lässt auch nach seiner Rückkehr in die USA den Kontakt nie komplett abbrechen. Obwohl Priscillas Eltern anfangs alles andere als begeistert sind, setzt sie sich schließlich durch, darf den Megastar in den USA besuchen – und zieht schließlich sogar zu ihm auf sein Anwesen. Zu diesem Zeitpunkt ist sie 17 Jahre alt.

Richtig gelesen, ja. Nicht nur Priscillas Eltern damals hatten ein ungutes Gefühl bei der Sache, auch der Zuschauer weiß bereits zu Anfang des Films nicht so ganz, wie er sich denn nun fühlen soll oder wie die ganze Sache einzuordnen ist. Auf der einen Seite wird hier die legendäre Poplegende Elvis Presley dargestellt, auf der anderen Seite dieser ungesunde Altersunterschied. Aber nun ja, erstmal weiter im Text.

Im Laufe des Films sieht man Priscillas Entwicklung vom Teenager zur jungen Frau. Hier gelingt Sofia Coppola auch optisch eine wahre Meisterleistung im Storytelling: Anfangs noch das brave Teenagermädchen in den eher konservativen Swing-Kleidern der 50er Jahre, wandelt sich der Stil der Protagonistin zusehends und wird immer gewagter, eleganter und erwachsener je mehr Zeit sie mit dem Popstar verbringt. Nun trägt sie elegante Kostüme und eng anliegende Paillettenkleider. Allerdings wirkt die doch recht jugendlich und zerbrechlich wirkende Cailee Spaeny oft überladen in den Modestücken, wie ein Kind, das mit den Klamotten der Mutter Verkleiden spielt. Ein durchaus gewollter Eindruck, wie es scheint, ist die Protagonistin mit ihren 17 Jahren zu diesem Zeitpunkt ja noch fast ein Kind.
Elvis nimmt auch nachhaltig Einfluss auf ihren Stil, weist sie etwa an sich die Haare dunkel zu färben und mehr Augen-Makeup zu tragen und gibt ihr vor, welche Farben ihr Kleiderschrank beinhalten sollte, damit – wie er so oft betont – ihre Augen und ihr Gesicht besser zur Geltung kämen. Wie Priscilla Presley selbst anmerkte: „Ich wusste nicht, was mein Geschmack war. Mein Geschmack, war der von Elvis.“

„Priscilla“: Von der Jungfrau zur Madonna

Elvis‘ Einfluss auf seine junge Verlobte (den Umzug in die USA gestatten die Eltern nur mit einem Heiratsversprechen) wird im Laufe des Films immer deutlicher. Nicht nur anhand seines Verhaltens wird klar, dass der King of Pop eine ganz genaue Vorstellung von der Frau an seiner Seite hat. Auch seine Aussagen sind teils sehr eindeutig: Immer wieder äußert er sich abfällig über seine weiblichen Film-Co-Stars, welche für ihn Karrierefrauen sind, die ihrer eigentlichen weiblichen Verpflichtung als Ehefrau und Mutter nicht nachkommen. Das hindert ihn aber nicht daran offen mit diesen Frauen vor aller Welt (teils auch vor seiner eigenen Verlobten) zu flirten. Diese muss am Frühstückstisch nicht nur einmal eine Titelseite mit Elvis und einer seiner erneuten Affären vorfinden. Eifersucht duldet der Musiker allerdings nicht, das wird schnell deutlich.

Immer deutlicher wird dem Zuschauer auch das Machtgefälle zwischen den beiden Hauptpersonen, im Film visuell durch den Größenunterschied der beiden dargestellt. Elvis ist nicht nur zehn Jahre älter und besitzt damit einiges mehr an Lebenserfahrung, er ist außerdem der beliebteste Musiker seiner Zeit, reist um die Welt und wird von seinen Fans verehrt. Auch die Kontrolle der Finanzen liegt bei ihm bzw. seinem Vater. Einen eigenen Job darf die Schülerin nicht annehmen, da der Musiker ihre volle Aufmerksamkeit benötigt, wenn er von Filmprojekten und Touren zurückkehrt. Priscilla, im Gegensatz, ist einfach nur ein einsames Mädchen mit einem Schulabschluss, dass die meiste Zeit alleine in einem fast leeren Anwesen verbringt – und Elvis‘ Verlobte. 1967 – einige Tage vor ihrem 21. Geburtstag – wird sie dann tatsächlich seine Frau: Das Paar heiratet in Las Vegas. Doch auch die Ehe rettet die Beziehung nicht.

Hervorzuheben ist hier, dass laut Priscilla Presleys eigener Aussage, vor der Hochzeit nie eine sexuelle Handlung zwischen Elvis und ihr vorgefallen sei. Im Film wird dies schon fast als eine Art „Reinheits-Obsession“ des Musikers dargestellt: Seine Ehefrau, die unbefleckte Jungfrau, steht im Gegensatz zu den „leichten“ Mädchen im Show-Business. Nach der Heirat und der Geburt der Tochter wandelt sich dieses Bild dann wohl in das der mütterlichen „Madonna“. Nur am Rande ein kleiner Einschub: In Literatur, Kunst und Film sind diese weiblichen Stereotype gängig. Die Jungfrau, die Hure und die Madonna sind oftmals die einzigen Eigenschaften, welche Frauen zugeschrieben werden.

Elvis Presley: Kein „Bösewicht“

Bei all den negativen Eigenschaften, die man dem Sänger aufgrund seiner Darstellung im Film nun zuschreiben könnte, war es Regisseurin Sofia Coppola wichtig rein beobachtend zu erzählen und keine Wertung mit einfließen zu lassen: „Es war mir wirklich wichtig, ihn nicht zu einem Bösewicht zu machen“, erzählt sie bei der Premiere des Films in Berlin. „Es war eine sehr komplexe Beziehung.“ Sie habe die Charaktere mit Menschlichkeit und Feinfühligkeit darstellen wollen – und das ist ihr wahrlich gelungen. „Priscilla“ erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die eine starke innerliche wie äußerliche Wandlung durchmacht und letztendlich durch die Trennung von Elvis ihre Autonomie erlangt.
Die noch unbekannte Cailee Spaeny in der Hauptrolle ist übrigens eine ausgezeichnete Wahl: Sie vermag es die naive, teils trotzige Unbedarftheit einer 15-Jährigen ebenso überzeugend zu verkörpern wie die abgeklärte Entschiedenheit einer 28-Jährigen, die sich zur Scheidung durchringt.

Mein Fazit: Ein absolut sehenswerter Film, auch für Menschen, denen Elvis und Priscilla Presley weniger ein Begriff sind (zum Beispiel aufgrund ihres Alters). Das Drehbuch ist grandios, die Story berührend, teils sogar zum lachen, die Kulisse und natürlich vor allem die Kostüme absolut sehenswert. Und auch die Darsteller brillieren in ihren Rollen und bringen die Geschichte sehr glaubhaft rüber. Der Zuschauer verlässt den Kinosaal mit gemischten Gefühlen – und einem leicht schalen Beigeschmack über die Poplegende.

Trash-Liebhaberin mit einer Schwäche für alte Hollywoodfilme. Sims-Veteranin und Playstation-Noob. Serien-Conaisseuse mit einem Auge für Film-Details. Ich unterscheide nicht zwischen Filmklassiker und Youtube-Video. Gute Unterhaltung ist gute Unterhaltung. Zu meiner Person: Ich bin Daria, Millenial und ehemalige Entertainment-Redakteurin. Seit dem Zeitpunkt als ich das erste Mal eine Fernsehzeitschrift in den Händen hielt fasziniert mich die Welt des Films und der Hollywood-Glamour der Stars und Sternchen. Infos oder Einschätzungen zum aktuellen Promi-Tratsch? I'm your girl. Seriöse Filmanalysen? Let's go. I can do both. Auf Instagram findet ihr mich übrigens als @dariaayra

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