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Kinotipp im Mai: „Civil War“ ist eine beklemmend realistische Momentaufnahme

Verwüstet ist die fiktive, düstere Zukunftsversion der USA, in der wir uns befinden. Es herrscht ein Bürgerkrieg (namensgebend hier auf Englisch „Civil War“), dessen Ursprung weitestgehend im Dunkeln bleibt. Wir begleiten eine Gruppe vierer Kriegsjournalisten – Fotojournalisten um spezifisch zu sein – auf einem Roadtrip durch ein fast post-apokalyptisch anmaßendes Amerika. Ihr Ziel? Ein Interview mit dem Präsidenten im Weißen Haus.

„Civil War“: Das Grauen vor der Linse

Klick, klick, klick. Es fällt ein Schuss. Klick, klick, klick. Eine Person fällt zu Boden. Klick, klick, klick. Eine Handgranate explodiert in einiger Distanz. Klick, klick, klick. Eine Gruppe Soldaten stürmt vorbei. Der Zuschauer sieht das Geschehen durch die Spiegelreflexkamera wie im Zeitraffer. Unwirklich, fast wie in Trance beobachtet man die Grausamkeiten, die direkt vor der Linse der Fotografen stattfinden. Genau das ist auch der Zustand, den man nach Verlassen des Kinosaals empfindet: Beklemmung, Gefühlstaubheit, Verstörung.

„Civil War“ ist ein Kriegsdrama und stellt den Zuschauer mitten ins Geschehen. Im Vordergrund steht allerdings nicht nur die bei dieser Art von Filmen oft viel eingesetzte Action der Kampfhandlungen, sondern vor allem das Innenleben der Protagonisten, durch deren Linse man den Film häufig wortwörtlich verfolgt. „Civil War“ ist außerdem auch ein Roadmovie und in gewisser Weise sogar – speziell für den jüngsten Charakter Jessie, gespielt von Cailee Spaeny – ein Coming-of-Age-Movie.

Wertfreie Dokumentation von Kriegsgeschehen

Ein kurzer Grundriss zur Story, denn ich will dem Film nicht zu viel vorwegnehmen: Hauptcharakter ist die erfahrene Kriegsjournalistin Lee Smith. Gemeinsam mit ihren beiden Kollegen Joel (gespielt von Wagner Moura) und Sammy (gespielt von Stephen Henderson) hat sie sich das Ziel gesetzt an die Front des in den USA tobenden Bürgerkriegs vorzudringen. Das Ziel der Gruppe ist ein Interview mit dem Präsidenten der ehemals Vereinigten Staaten. Dieser ist unrechtmäßig weiterhin im Amt, obwohl seine beiden Perioden bereits beendet waren und hat sich im Weißen Haus verschanzt. Mehr Erklärung zur politischen Situation gibt es nicht. Es gibt keine „gute“ und keine „böse“ Seite. Es gibt nur Menschen, die sich gegenseitig bekriegen. Ihre Motive bleiben im Dunkeln und damit wertfrei. Der Gruppe schließt sich die weiter oben bereits erwähnte junge Jessie an, deren großes Vorbild Lee ist. Sie möchte das Handwerk der Kriegsfotografie erlernen.

Es folgt ein gefährlicher Roadtrip auf dem die Gruppe nicht nur einmal Zeuge von Kriegsverbrechen wird. Dabei greifen die Journalisten nie in die Geschehnisse ein, sondern dokumentieren lediglich. Dass diese Art von Job psychische Spuren hinterlässt, wird sehr schnell deutlich.

So glänzt der Film nicht nur durch seine einzigartige Darstellung einiger Szenen durch das Auge der Fotografen, sondern auch durch die feinfühlige Performance der Schauspieler. Sie treffen die Nuancen der verschiedenen Situationen perfekt und ihre jeweilige Stimmung überträgt sich auch auf den Zuschauer. Und da das Hauptthema des Films die Fotografie ist, gibt es hier neben der beeindruckenden Szenerie auch einige eindrucksvolle Bilder zu begutachten.

Fazit

„Civil War“ ist meiner Meinung nach durchaus sehenswert. Wer einen actiongeladenen Kriegsfilm erwartet, könnte enttäuscht werden. Aber das möchte der Film auch nicht ausschließlich sein. Vielmehr ist er eine realitätstreue Darstellung des Berufs des Kriegsjournalisten vor der Kulisse eines fiktiven Bürgerkriegs, der alle Facetten, die eine solche Tätigkeit mit sich bringt beleuchtet. Für jeden wird der Film nichts sein: Einige der Aufnahmen sind explizit grausam. In Deutschland ist der Film ab 16 Jahren freigegeben.

Von mir bekommt „Civil War“ 9 von 10 Sternen und ihr eine dringende Empfehlung ins Kino zu gehen. Kinostart ist der 18. April 2024.

Trash-Liebhaberin mit einer Schwäche für alte Hollywoodfilme. Sims-Veteranin und Playstation-Noob. Serien-Conaisseuse mit einem Auge für Film-Details. Ich unterscheide nicht zwischen Filmklassiker und Youtube-Video. Gute Unterhaltung ist gute Unterhaltung. Zu meiner Person: Ich bin Daria, Millenial und ehemalige Entertainment-Redakteurin. Seit dem Zeitpunkt als ich das erste Mal eine Fernsehzeitschrift in den Händen hielt fasziniert mich die Welt des Films und der Hollywood-Glamour der Stars und Sternchen. Infos oder Einschätzungen zum aktuellen Promi-Tratsch? I'm your girl. Seriöse Filmanalysen? Let's go. I can do both. Auf Instagram findet ihr mich übrigens als @dariaayra

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