House of the Dragon S2 Ep. 1: A son for a son / Ein Sohn für einen Sohn – Review
Knapp zwei Jahre ist es her, dass wir dabei zusahen, wie der Tanz der Drachen entstand. Und nun knüpft der Staffelauftakt der zweiten Staffel direkt an das Finale der ersten an. Regie führte Miguel Sapochnik, der bereits in Game of Thrones Folgen wie “Hardhome” oder “Battle of Bastards” inszenierte. Wir dürfen also nicht zu wenig erwarten.
Die zweite Staffel wird im Gegensatz zur ersten aus dramaturgischen Gründen nur acht Folgen umfassen. Allerdings wurde Staffel drei bereits vor Ausstrahlung von a son for a son bestätigt. Wen wundert es? Über den Erfolg der ersten Staffel und den Hype, den sie verursacht hat, habe ich schon an anderer Stelle berichtet. Daher steigen wir direkt ein.
Düüüü dü düdüdüü dü düdüdüüüü
oder auch: Was bisher geschah…
Zuallererst fällt auf, dass wir weder das ikoische 3D-Landkartenintro aus Games of Thrones sehen, noch die Miniaturnachbildung von King’s Landing, die mit Blut geflutet wird und uns damit den Stammbaum der Drachenreiterfamilie aufweist. Stattdessen zeigt das neue Intro einen prachtvollen Wandteppich, der mit den Ereignissen der Targaryen-Dynastie bestickt ist.
Die Ereignisse beginnen etwa hundert Jahre vor der Serie. Daenys Targaryen, auch bekannt als Daenys, die Träumerin, hat eine Vision vom Untergang Valyrias, woraufhin die Targaryens ihre Heimat verlassen und so deren Zerstörung, die wir auf dem nächsten Bild sehen, überleben. Alle anderen Drachenreiterfamilien sterben beim Vulkanausbruch.
Als nächstes sehen wir drei Reiter auf ihren Drachen: Aegon auf Balerion, Visenya auf Vhagar und Rhaenys auf Meraxes. Aegon erobert Königsmund und wird König Aegon I.
Darauf folgt ein Bild vom Brand von Harrenhal. König Harren der Schwarze weigerte sich das Knie vor König Aegon I. zu beugen und so ließ dieser die Festung niederbrennen. Aus den Schwertern der gefallenen Soldaten wurde schließlich der eiserne Thron geschmiedet. Mitglieder anderer Familien beugen das Knie und erkennen Aegon als den König der sieben Königslande an.
Das nächste Bild zeigt König Margor, den Ursupator, der schließlich vom eisernen Thron aufgespießt und getötet wurde. Wie er tatsächlich gestorben ist, wird offen gelassen. Darauf folgen König Jahaerys und Königin Alysanne, deren Geschichte wir im Prolog der ersten Folge der ersten Staffel erfahren.
Wir sehen den Augenblick, in dem sich die zwei Fronten gebildet haben, Team Grün und Team Schwarz: Alicent Hightower im grünen Kleid bei Rhaenyras Hochzeit. Die beiden Fronten werden hier deutlich voneinander getrennt. Es folgen die Krönungen zweier König:innen. Auf der einen Seite König Aegon in King’s Landing auf der anderen Königin Rhaenyra in Dragonstone. Beide sehen sich als rechtmäßige Erben des Thrones, vom jeweils anderen verraten und der Krone beraubt.
Und die zwei Fronten eines Bürgerkrieges, der beginnt als Prinz Lucerys mit seinem Drachen Arrax von Aemonds Drachen Vhagar getötet werden. Und hier knüpft die zweite Staffel an.
SPOILER!
Ab hier gibt es Spoiler zur aktuellen Folge. Buchspoiler werden extra markiert:
Winter is coming
Diese erste Folge der zweiten Staffel führt uns nach Winterfell zu den Starks und anschließend weiter in den Norden an die Mauer. Wir bekommen in einem Voice Over und einer Rückblende vom jungen Lord Cregan Stark die Tradition erklärt, dass einer von zehn Starks als Mitglied der Nachtwache an die Mauer geschickt wird. Außerdem erklärt er Jace die Notwendigkeit der Mauer als dieser salopp anmerkt, dass die Nachtwache ein paar Soldaten zur Verfügung stellen könne. Man baue schließlich keine zweihundert Meter hohe Mauer, um Wildlinge und Schnee auszusperren. Selbst die Drachen wagen es nicht, über die Grenzen der Mauer hinaus zu fliegen.
Dennoch bekommt Jace, wie auch schon zuvor vom Haus Arryn im Vale (Grünes Tal), vom White Harbor (Weißwasserhafen) und den Three Sisters (Drei Schwestern) eine Zusage. Cregan Stark kann 2000 alte Nordmänner, die aber seiner Aussage nach härter kämpfen als jeder Südritter.
Zurück in Dragonstone geraten Prinzessin Rhaenys und Prinz Daemon aneinander. Daemon ist frustriert, dass Rhaenyra nicht handelt. Aber klar, sie ist eine Mutter, die um ihr Kind trauert. Wer würde das nicht verstehen? Rhaenys versucht es jedenfalls verständlich zu machen und unterstützt das Bedürfnis der Königin den Leichnam ihres Kindes sehen zu wollen, während Daemon ihr vorwirft, dass es gar nicht so weit gekommen wäre, wenn sie gehandelt hätte als sie die Gelegenheit dazu hatte. Nun, wo er recht hat. Nun fordert er sie auf – nein, er befiehlt ihr, mit ihm zu fliegen, um einen Sohn für einen Sohn zu fordern. Doch leider – so bemerkt Rhaenys scharfsinnig – ist Daemon nicht der König.
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— House of the Dragon (@HouseofDragon) June 17, 2024
King’s Landing wird belagert
Und nicht nur das. Man atmet erleichtert auf, als man erkennt, dass der Drache am Horizont zu den eigenen Reihen gehört. Neben der Belagerung der Hauptstadt wird also jeder Zeit mit einem Angriff gerechnet. Helaena, Frau und Schwester von König Aegon II, fürchtet allerdings mehr die Ratten als de Drachen. Was es damit auf sich hat, sollen wir noch in dieser Episode erfahren.
Derweil erleben wir König Aegon II. mal als naiven König, der seinem Volk Dinge verspricht ohne die Konsequenzen abzuwägen. Sein Großvater und gleichzeitig Hand des Königs macht ihn auf diesen Faux Pas aufmerksam, weshalb Aegon seine Versprechungen schließlich zurücknehmen muss. Andererseits erleben wir ihn als unberechenbar und erinnert ein wenig an König Joffrey. Das mag vielleicht an der fragwürdigen genetischen Nähe seiner Vorfahren liegen.
Aber auch innerhalb der eigenen Reihen gibt es Spannungen. Während Aegon angehalten wird zu hinterfragen, ob Otto Hightower der richtige Mann für den Job als die Hand des Königs ist (es wird betont, dass er die Hand seines Vaters war und nicht die seine ist), zweifelt auch Alicent erneut an ihrem Vater und dessen Beweggründe. Sie fühlt sich von ihm untergraben und wünscht sich eine gemeinsame Front zu bilden.
Königin Rhaenyra Targaryen, die erste ihres Namens
Rhaenyra steigt von ihrem Drachen ab und sie betritt den Raum. Hast du gefunden, was du gesucht hast?, fragt Daemon. Hast du deine Trauer begraben und bist nun wieder Königin und nicht bloß Mutter?, meint er, spricht es aber nicht aus. Sie wird auf den neuesten Stand gebracht, aber die Königin hat nur einen Wunsch. Sie will Rache. Sie will Aemond Targaryen. Und kein geringerrer als Daemon nimmt sich dieser Aufgabe an.
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— House of the Dragon (@HouseofDragon) June 17, 2024
Blood & Cheese
Ich habe diese beiden und ihre Grausamkeit in meinen Reviews zu Staffel 1 glaube ich einige Male erwähnt, aber tatsächlich – so grausam die Szene in dieser Folge war – sind sie noch gut weggekommen.
Der Soldat Blut und der Rattenfänger Käse gelangen über die Kanalisation ins Schloss, um einen Sohn für einen Sohn zu fordern. Sie sind – wie von Daemon aufgetragen – auf der Suche nach Aemond. Als sie diesen nicht finden können, überwältigen sie Helaena in ihren Gemächern. Ihre Zwillinge Jaehaerys und Jaehaera schlafen bereits. Die beiden Meuchelmörder fordern sie auf ihnen den Jungen zu zeigen. Nach langem Zögern tut sie es. Zwar sehen wir nicht, was anschließend mit ihm passiert, doch die Sounddesigner haben ganze Arbeit geleistet. Und so dürfen wir in Helaenas schmerzverzehrtes Gesicht sehen, während ihrem Sohn im Hintergrund laut und deutlich der Kopf abgetrennt wird.
Auf beiden Seiten wird getrauert. Alicents und Rhaenyras Trauer gegenüber gestellt zeigen ein weiteres Mal, wie ähnlich sich die beiden Frauen sind, wie ähnlich die Antriebe beide Parteien sind und das aus diese tiefen Verletzung, Rachegelüsten und Verzweiflung kein Frieden mehr entstehen kann. Es brodelt in Westeros. Und Am Ende kann es nur Feuer und Blut und vor allem nur einen König, eine Königin geben. Verhandeln ist keine Option.
Fazit
Insgesamt hat a son for a son alles, was man sich für den Wiedereinstieg in die Welt von Westeros wünscht: Drachen, Starks, Blut, Intrigen, Drachen, Prinzessin Rhaenys (You go girl!), achja und Drachen. Aber dennoch fühlt es sich an, als würde etwas fehlen. Meiner Meinung nach ist das fehlende Etwas Rhaenyra und ihr Kampfgeist und ich bin mir fast sicher, dass das Gefühl, das beim Schauen ausgelöst wird, beabsichtigt ist und der Knoten in der nächsten Folge platzt.
Zum Ende der Episode ist das Feuer das letzten Staffel entfacht und erkennbar. Die Szene mit Blut und Käse lässt einem das Blut in den Adern gefrieren und die Parallelen zwischen den beiden Parteien zeigt, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis der Krieg endgültig losbricht.
Insgesamt gebe ich diesem Staffelauftakt 8 von 10 Dracheneiern.