Warum man Instagram-Blogger nicht ernst nehmen kann
Was könnte man Sonntag Nachmittag bei -12°C besseres machen, als – geschminkt wie ein Papagei – mit der Kamera bewaffnet über den Augsburger Rathausplatz zu hüpfen? Wenn man die Augsburger fragt wohl einiges, denn so leer ist die Innenstadt selten. Und warum macht man sowas? Richtig! Man will schließlich hübsche neue Fotos für das eigene Instagramprofil. Wir sind deshalb sicher nicht die einzigen, die für den perfekten Shot ein oder zwei gefrorene Körperteile in Kauf genommen haben. Ich lese in letzter Zeit so häufig Artikel von Bloggern, die sich über die Instagram Szene auslassen. Darüber, dass für viele Blogger Instagram-Blogger nicht ernst zu nehmen sind und wie sehr sie diese Plattform doch verteufeln.
Gut gelaunt trotz -12 Grad beim Shooting |
Immerhin posten die Leute dort ja „nur“ ein Foto, kriegen dafür unzählige bezahlte Kooperationen hinterher geschmissen und können doch eigentlich nichts? Stimmt. Wie wir alle wissen fallen Location, Styling, Dekoration und die Bildkomposition bekanntlich vom Himmel. Nicht zu vergessen, dass gewöhnlich jedes Foto ein Treffer ist und man damit also in zwei Minuten fertig ist – ist auf dem hauseigenen Blog ja schließlich nicht anders. Wie albern diese Aussage ist und wie viel Arbeit hinter einem wirklich guten Bild steckt sollte doch eigentlich jeder wissen, der schon einmal versucht hat ein halbwegs professionelles Foto zu schießen. Allein für unsere wenigen Fotos waren wir vier Stunden in der Stadt und haben danach noch einmal zwei Stunde mit Durchsicht und bearbeiten verbracht. Dabei ist die Zeit einen passenden Text zu schreiben, Hashtags zu wählen und sich über Filter oder nicht Filter einig zu werden noch nicht einkalkuliert. Dazu kommt, dass auf Instagram alles von dem einen perfekten Shot abhängt. Auf meinem Blog kann ich problemlos zwei ähnliche Bilder posten, weil sie mir alle gefallen haben, auf Instagram wollen die wenigsten User mehrmals die selbe Location, in der selben Position mit den selben Accessoires sehen.
Gerne wird auch darüber geschimpft, dass Follower Zahlen als Auswahlkriterium für Kooperationen absolut nicht aussagekräftig sind. Natürlich nicht. Wen interessiert schon die Meinung der Leute? Möglichst viele Menschen zu erreichen ist schließlich nicht das ausschlaggebende Kriterium für Firmen. Natürlich stimme ich vollkommen zu, dass Menschen mit vielen Followern nicht zwangsläufig einen hohen Einfluss und große Reichweite haben müssen. Wenn die Follower gekauft sind zeichnet sich das in einem Profil an mageren Likes und Kommentaren aber ganz klar ab. Mag sein, dass Firmen früher nicht in der Lage waren abzuschätzen, welche Kooperationen sinnvoll sind, mittlerweile gibt es allerdings in vielen Firmen eigens geschaffene Stelle für genau diesen Job. Und ja, Businessprofile auf Instagram können ihre Reichweite und Klickzahlen mittlerweile mit dem hauseigenen Analyticstool ebenfalls belegen.
Der bislang skurrilste Grund, warum Instagram-Blogger eigentlich nichts Wert sind war für mich allerdings folgender: Da Instagram nicht wie der hauseigene Blog selbst gehostet ist, kann man seinen Einfluss jeden Tag verlieren. Immerhin kann Instagram jeder Zeit abgeschaltet werden und dann stehen all diese Blogger plötzlich ohne Plattform da.
Wenn man bedenkt, wie schnell Facebook weg war vom Fenster …ach nein, das gibt es ja immer noch. Also dieses Szenario ist auf jeden Fall absolut realistisch und wird sicher direkt nach der Apokalypse eintreffen. Natürlich kann man argumentieren, dass Klicks und Traffic auf dem selbstgehosteten Server Eigentum des Betreibers, des Bloggers sind, aber faktisch sehe ich nur weniger Unterschiede für eine Firma, wenn es letztendlich um die Reichweite der Person geht. Ein Blog baut sich seine Stammleserschaft auf, ein Instagramprofil seine „Stammfollower/Fans“.
Im Grunde genommen muss ich gestehen, dass ich diesen Krieg zwischen Bloggern und Instagram-Bloggern nicht verstehen kann. Für mich sind es zwei vollkommen unterschiedliche Zielgruppen. Instagramnutzer wollen Bilder sehen, interessieren sich manchmal auch für die Geschichten dahinter, aber haben primär kein Interesse daran ellenlange Texte zu lesen. Sie haben sich schließlich nicht grundlos auf einer Fotoplattform angemeldet. Blogleser interessieren sich hingegen für Text und Inhalte. sie wollen unterhalten, begeistert, inspiriert und möglicherweise zum Nachdenken angeregt werden. Die Zielgruppen sind also vollkommen unterschiedlich, solange ich kein Portfolio für meine Fotografie betreibe – warum also diese Stichelei?
Ich muss gestehen, dass ich mich deshalb auch gar nicht ausschließlich in die Schublade Bloggerin oder Instagrammerin stecken lassen möchte. Ich bin definitiv beides! Ich liebe unseren Blog, ich teile meine Gedanken, Interessen und Erfahrungen einfach gerne mit anderen. Genauso sehr liebe ich allerdings auch mein Instagram Profil, das für mich keine Fashion und Lifestyle Galerie ist, sondern eine Art Tagebuch mit Momentaufnahmen über die ich später zurückscrolle und schmunzle. Der Trend zum farbschematisch einheitlichen Schema F Profil sieht für mich zwar durchaus professionell und hübsch aus an anderen, aber ich habe tatsächlich mit einem Vollzeitjob nicht die Zeit jedes meiner Bilder drei Stunden mit der richtigen Beleuchtung in genialem Ambiente auszustatten. Natürlich habe auch ich mein Instagramprofil und unseren Blog vernetzt, aber nicht, weil Instagram für mich eine reine, anstrengende Promotionmöglichkeit darstellt, sondern weil ich mich sowohl darüber freue, wenn Lesern auch meine Bilder gefallen, als auch umgekehrt, wenn Follower doch mehr von mir sehen möchten, als nur ein Foto.
Wie haltet ihr es mit Instagram und eurem Blog? Habt ihr Vorzüge, seht ihr die eine oder andere Plattform auch nur als lästiges Zusatzübel oder betreibt ihr euren Instagram Account eigentlich ausschließlich für euren Blog? Gebt doch mal Bescheid, ich bin sehr gespannt, wie es euch in diesem Thema so geht.
0 Kommentare
Julia
Hi Heidi, ich finde da sind wirklich schöne Fotos herausgekommen. Generell ist dieses Blogger – Instagramer Thema ja echt kein einfaches und ich verstehe beide Seiten ein bisschen. Wobei ich mich auf jeden Fall eher als Blogger betrachten würde, denn damit habe ich angefangen und Instagram kam erst irgendwann später dazu. Ich finde aber, sowohl Blogs als auch Instagram haben eine Daseinsberechtigung, weil damit vollkommen verschiedene Zwecke einhergehen 🙂 Liebe Grüße, Julia
Melina Alt
Sehr toller Beitrag :-). Ich nehme übrigens Insta-Blogger genauso ernst wie „richtige“ Blogger, da es eigentlich gar kein großer Unterschied ist. Aber hey, that´s life. Manche suchen auch nur Gründe andere zu dissen- auch wenn es nur darum geht ein insta-Blogger zu sein 🙂
Liebst, Melina
http://www.melinaalt.de
Heidi
Liebe Julia,
vielen lieben Dank, wir haben uns Mühe gegeben, obwohl wir eigentlich eher selten vor der Kamera herumhüpfen. Ja, da bin ich total deiner Meinung, eigentlich kommen sich beide Kanäle überhaupt nicht in die Quere. Deswegen kann ich die Feindseeligkeiten auch nicht sonderlich nachvollziehen. Liebste Grüße, Heidi
Heidi
Liebe Meline, danke für das Lob 🙂 das ist doch eine super Einstellung, mir geht es da nämlich genauso. Leut5e, die auf Instagram etwas erreichen verdienen meiner Meinung nach genauso viel Anerkennung.
Liebste Grüße, Heidi
Melanie
Ich habe auch ein Insta Profil, aber nutze es nur für meinen Blog. Ich mag auch Bilder abseits sehen, was der Blogger so macht. Das Foto muss für mich nicht perfekt sein, aber authentisch. Ich mag unperfekte Profile total gerne.
Eure Looks gefallen mir sehr gut. Begeistert bin ich aber von euren Haarfarben. Die sind der Hammer :-*
Viele liebe Grüße
Melanie / http://www.goldzeitblog.blogspot.de
Heidi
Liebe Melanie,
find ich super, wenn sich Leute auch dafür interessieren, was hinter einer Person steckt! Und ja, ein bisschen unperfekt ist manchmal interessanter als durchgestylte Perfektion 🙂
Vielen lieben Dank, die Bilder haben uns auch echt viel Zeit gekostet 🙂 und danke schön, das freut uns!
Liebste Grüße, Heidi
E
Love your fabulous hair!
District of Chic
Heidi
Thank you 🙂