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Vier Meinungen zu „Jagdsaison“ – Die Komödie in der Rezension

„Jagdsaison“ lautet der Titel der neuesten Komödie von Regisseur Aron Lehmann und sie startet am 18. August in den Kinos. Basierend auf der gleichnamigen dänischen Vorlage aus dem Jahr 2019, erwartet Kinobesucher eine fröhliche Sommerkomödie. Hauptperson des Geschehens ist Eva (Rosalie Thomass), Mittdreißigerin, geschieden und Mutter einer Tochter. Ihre beste Freundin Marlene (Marie Burchard) ist derzeit der einzige Lichtblick in ihrem ansonsten recht tristen, chaotischen Leben. Doch diese freundet sich tatsächlich mit Bella (Almila Bagriacik), der neuen Freundin von Evas Exmann an. Als die drei sich dann auch noch zu dritt auf einem (mehr oder weniger) freiwilligen Girls Trip wiederfinden, nimmt das Chaos seinen Lauf.

Wir haben den Film bereits vorab gesehen und euch unsere teils sehr unterschiedlichen Eindrücke aufgeschrieben. Wir hoffen, dass wir euch so die Entscheidung abnehmen können, ob sich ein Kinobesuch für euch lohnt. Viel Spaß bei unseren vier Meinungen zu „Jagdsaison“.

Heidi: „Charaktere mit Tiefgang“

Ich muss wohl vorweg erwähnen, dass ich generell sehr schwer von deutschen Filmen und Serien zu begeistern bin, da meine Interessen dann doch eher in Sci-Fi, Fantasy und historischen Dramen liegen. Deshalb war ich extrem gespannt auf „Jagdsaison“ von Aron Lehmann, da ich durchaus meine Zweifel hatte, ob mir das gefallen könnte. Ich wollte so unvoreingenommen wie möglich an den Film rangehen, und hab mich deshalb auch nur kurz durch den Trailer geklickt und keine Zusammenfassung der Handlung gelesen. Als wir in der ersten Szene Eva kennen lernen war ich super skeptisch. Sie ist in ihren 30ern, hat sich kürzlich die Haarspitzen pink gefärbt, deren quietschgelber Regenmantel ihr Markenzeichen zu sein scheint und die es einfach nicht schafft mit dem Rauchen aufzuhören. Generell muss ich gestehen, dass mir Eva von Anfang an wirklich unsympathisch war, weil sie das pure Chaos ist und das auch noch durch ihren Kleidungsstil farblich unterstrichen wird.

Sie lebt außerdem getrennt von ihrem Exmann, mit dem sie die gemeinsame Tochter Olivia hat und anders als in den typischen Klischeefilmen wohnt das Kind hauptsächlich beim Vater und dessen neuer Freundin und eben nicht bei ihr. Anders als Eva haben Steffen und Bella ihr Leben im Griff, leben in einer großen Villa mit Garten, die durch Bellas Influencer Dasein bezahlt wird und sind die Sorte Vorzeigefamilie, bei der Papas neue Freundin sogar pünktlich zum Elternsprechtag parat steht und den Vornamen der Lehrerin kennt.

Wie gut, dass es da noch Marlene gibt, Evas beste Freundin, bei der sie sich seit über drei Jahren über Bella auskotzen kann. Marlene hat ihre ganz eigenen größeren und kleineren Probleme, eines davon ist wohl, dass sie sich von einem Flirt zu seinem Jagdwochenende hat einladen lassen, dass dem Film auch seinen Titel gibt und zu dem sie ausgerechnet mit Feindin Bella fahren möchte.

Das Unheil nimmt seinen Lauf, als sich Eva kurzerhand selbst zu diesem Wochenende einlädt und obwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt wirklich unsicher war, ob dieser Film voll von Klischees und Nerf-Gun Fights zwischen Eva und Marlene im Spielwarenladen noch die Kurve kriegen kann, muss ich gestehen, dass er nach anfänglichen „Startschwierigkeiten“ eine extrem starke und für mich positive Wendung genommen hat. Ich habe schon lange nicht mehr so laut und so viel gelacht habe, wie mit diesem chaotischen Trio. Das war nicht zuletzt den überspitzten Gags geschuldet, mit deren Ausmaß ich anfangs so nicht gerechnet hätte.

Ich kann zwar bis zum Schluss des Films nicht behaupten, dass ich Eva, gespielt von Rosalie Thomass, noch lieben gelernt habe, da mir dieser Charakter einfach in zu vielen Punkten zu egoistisch und störrisch war. Aber Almila Bagriacik hat als Bella den Nagel absolut auf den Kopf getroffen und als Influencer-Millenial eine extrem überzeugende Figur abgegeben. Marie Burchard hat das Trio als Marlene perfekt vervollständigt und trotz der vermeintlich „seichten“ Unterhaltung einer Sommerkomödie hat man es in „Jagdsaison“ geschafft Charaktere mit Tiefgang zu erschaffen.

Ich habe den Film übrigens zusammen mit meinem Freund geschaut und auch wenn es um drei Frauen geht und die Männerwelt deshalb vielleicht skeptisch ist, ob sich der Kinobesuch auszahlen wird: Mein Freund hat genauso laut gelacht wie ich und fand den Film am Ende sehr unterhaltsam und empfehlenswert.

Alles in allem gibt es von mir 7 von 10 Clowns und eine eindeutige Watch-Empfehlung!

Golo Euler als sympathischer Clown. © TOBIS Film GmbH

Sandra: „Der Humor ist einfach nicht meiner“

Wir lernen eine nicht mehr ganz so junge, aber noch nicht ganz so alte Frau – vermutlich in ihren Dreißigern – kennen, die ihr Leben nicht so wirklich auf die Reihe bekommt. Männer scheinen Eva in ihrem bisherigen Leben nicht wirklich Glück gebracht zu haben: vom übergriffigen Chef, der ihr ungefragt in die Haare fasst und deren Farbe (die Spitzen sind pink) kommentiert, über einen grantigen Hausmeister, der ihr nicht erlaubt, den Hund zu halten, den ihre Tochter sich so wünscht (diesen Hausmeister kann ich übrigens nicht für voll nehmen. Mal im Ernst, die Hinweisschilder im Hausflur sind in Comic Sans geschrieben. Also bitte.) bis hin zum Exmann, der sie natürlich für eine jüngere Frau verlassen hat. Als wäre das nicht genug, kleidet sie sich quietschbunt – darf später noch für den einen oder anderen Gag herhalten – und veranstaltet Dinge wie einen Nerf Gun Fight im Spielwarenladen, während sie eigentlich auf der Suche nach einem Geschenk für ihre Tochter Olivia ist. Natürlich taucht die mitsamt Papa und neuer Frau im Laden auf. Als wäre es nicht anders zu erwarten, springt unsere liebe Eva bereits hier von einem Fettnäpfchen ins nächste.

Wir erfahren einen der zwei Hauptplots des Films: Olivia hat Geburtstag und möchte unbedingt mit beiden Eltern feiern. Verständlich. Aber für Eva stellt das eine ziemlich große Herausforderung dar, denn obwohl die Trennung bereits drei Jahre her ist, ist sie bisher nicht wirklich darüber hinweggekommen. Mal ganz von seiner jungen, hübschen, erfolgreichen neuen Frau Bella abgesehen.

Die dritte Frau im Bunde ist Marlene, Evas langjährige beste Freundin und Plot Nummer zwei, der dazu führt, dass die drei ein gemeinsames Wellnesswochenende verbringen – zu dem Eva sich by the way einfach selbst eingeladen hat, aber wen kümmert das schon? Man kann sich denken, dass an diesem Wochenende so einiges passiert.

Fazit: Wer deutsche Comedy mag, wird sich auch von Jagdsaison unterhalten fühlen. Mir persönlich waren die Hauptfiguren nicht sympathisch genug, um wirklich mitfiebern zu können. Ich hatte ständig im Hinterkopf, dass Eva ja auch irgendwie selbst Schuld an ihrer Lage ist, Marlene den Preis für die schlechteste Freundin verdient hat, während Bella mir einfach bis zum Schluss relativ egal war. Sympathieträger war für mich der Clown (dessen Name ich schon wieder vergessen habe), der – warum auch immer – immer und überall mit von der Partie war.

Der Humor des Films ist einfach nicht meiner. Für mich ist Vieles zu vorhersehbar oder zu drüber und albern. Ich habe leider ein oder zwei Mal mit den Augen gerollt. Jagdsaison ist gespickt mit Fremdscham und Running Gags rund um Hunde und Häschen und einer rauchenden oder eben auch nicht rauchenden Eva.

Die Chemie zwischen den drei Frauen stimmt allerdings, was zum Großteil den drei Hauptdarstellerinnen Rosalie Thomass (die mich übrigens stark an die junge Anette Frier erinnert), Almila Bagriacik und Marie Burchard zu verdanken ist, die den Film tragen.

Insgesamt gebe ich „Jagdsaison“ 4 von 10 Häschen.

Eva (Rosalie Thomass) hat ihr Ziel fest im Visier. © TOBIS Film GmbH

Nessa: „Der Film ist zum Schießen“

Natürlich bekommt ihr auch noch meine Einschätzung von Jagdsaison. Ich oute mich zuvor erstmal als relativ großer Komödienmuffel. Generell ziehen mich eher Action, Fantasy und/oder Thriller in die Kinos. Trotzdem ist gegen einen Film, der mich zum Lachen bringt, natürlich auch ab und an nichts auszusetzen. Nun ist also die große Preisfrage: Hat Jagdsaison es geschafft mich zum Lachen zu bringen?

Die Antwort ist ein dickes, fettes JA! Der Film ist zum Schießen – wortwörtlich. Ich saß tatsächlich mehrere Male schmunzelnd, dann lachend und dann mit Tränen in den Augen in meinem Kinosessel und habe mich gekrümmt. Ich hätte tatsächlich vorab nicht gedacht, dass dieser Film mich so amüsiert, aber er hat mich positiv überrascht.

Generell ist die Optik superschön – Szenenbilder und Outfits der drei Hauptcharaktere sind immer so gewählt, dass sie ein angenehmes und leuchtendes Gesamtpaket schnüren. Typischer Sommerfilm, eben. Über die 90 Minuten lernt man die drei Hauptcharakte Eva, Bella und Marlene erst hassen, dann lieben, dann wieder hassen, um sich letztendlich sicherlich mit einem der drei identifizieren zu können. Man möchte sie gleichzeitig schütteln, ihnen aber im nächsten Moment auch wieder sympathisch auf den Kopf patschen. Egal ob man sie mag oder nicht mag – die drei lösen Emotionen in einem aus und sind einem nicht egal, wie es eindimensionale Charakter meistens sind. Bella hat mich persönlich am meisten überzeugt. Sie ist einfach die grandiose Verkörperung eines erfolgreichen Millennials.

Vor meiner Endwertung gibt es noch eine kleine Triggerwarnung von mir: In diesem Film werden Tiere fiktional getötet und tot dargestellt. Ich kann mir vorstellen, dass das für einige eher schwerer zu Schlucken ist.

Alles in allem hat mich der Film jedoch super amüsiert.

Ich gebe 7 von 10 Jagdoutfits für „Jagdsaison“.

Daria: „Echtes Popcornkino“

Ich muss ja sagen, dass ich bei deutschen Komödien oft skeptisch bin. Historische Themen finde ich im deutschen Kino meist gelungen, aber der Humor ist oft einfach nicht meins.
Wie hat mir also „Jagdsaison“ gefallen? Die Antwort ist: Ich fand den Film wirklich super unterhaltsam.

Angefangen von den (für eine Komödie recht tiefgründigen) Charakteren, über ein schickes Szenenbild, bis hin zu der teils unerwarteten Situationskomik – „Jagdsaison“ hat in einigen Aspekten viel zu bieten.

Die Ausgangssituation der Geschichte hätte sehr schnell in einem klischeehaften Zickenkrieg münden können, der Film sinkt aber nie so tief herab und behandelt seine Figuren stets mit einem liebevollen Augenzwinkern. Man spürt, wie sich die anfängliche Abneigung der Charaktere schließlich in geradezu freundschaftliche Gefühle umwandelt – und das ist meiner Meinung nach herzerwärmend.

Jede der drei Frauenfiguren behält ihre Würde und verkommt nicht zu einem Klischee, wie es in Komödien leider oft vorprogrammiert ist: Die auf den ersten Blick missmutige Eva kann auch herzlich lachen, die anfangs etwas zugeknöpfte Marlene auch ausgelassen feiern und Bella, die im ersten Moment die Rolle der oberflächlichen Influencerin aufgestempelt bekommt, kann auch Tiefe zeigen. An dieser Stelle ein Kompliment an die drei Hauptdarstellerinnen Rosalie Thomass, Almila Bagriacik und Marie Burchard, sie verleihen dem Film Charakter.

Auch von den Nebendarstellern war ich überzeugt, denn sie verleihen dem Film den letzten Schliff: Angefangen bei Cornelius Schwalm als Evas wirklich herrlich unangenehmen Chef, über Golo Euler als gutmütigen Clown, Michael Klammer als Marlenes tollpatschiger aber liebevoller Ehemann bis hin zu Adriana Altaras, die dem Begriff „grüner Tee“ eine ganz neue Komik verleiht und natürlich Greta Kasalo als Evas entzückender Tochter. Luc Feit glänzt als exzentrischer Jäger, Thorsten Merten hat sichtlich Freude daran seine Position als Hausmeister auszunutzen und August Wittgenstein verliert selbst nur mit einem Kissen bedeckt, nicht die Contenance.

Was mich, als alten Fashion-Nerd, außerdem gleich zu Beginn catchte, waren Bellas top durchgestylte Looks. Mit so etwas kann man mich super um den Finger wickeln, habe ich Produktionen wie „Sex and the City“, „The Marvelous Mrs. Maisel“, „Bridgerton“ oder „The Bold Type“ zwar nicht nur, aber auch aufgrund ihrer fabelhaften Kostüme gesuchtet.

Abgesehen von einer, meiner Meinung nach doch recht klischeehaften, Waxing-Szene ist der Humor in „Jagdsaison“ tatsächlich fast durchgehend sehr gut getimed und oft überraschend. Ich musste einige Male im Kinosaal laut loslachen, was bei mir nicht unbedingt bei jeder Komödie der Fall ist.

Auf den ersten Blick ist „Jagdsaison“ wohl ein klassischer „Chick Flick“, aber ich möchte an dieser Stelle die Herren auffordern einmal über ihren eigenen Schatten zu springen und der Komödie eine Chance zu geben: Nur weil ein Film drei weibliche Hauptcharaktere hat, kann man ihn sich auch als Mann gerne ansehen. Und noch eine Kleinigkeit, die ich an dieser Stelle gerne loswerden würde: Sich auch mal in eine Frau hineinzudenken hat noch keinem geschadet. Vertraut mir, wir tun das seit Jahren auch mit sämtlichen Filmen die männliche Charaktere als Protagonisten haben.

Alles in allem ist „Jagdsaison“ eine wirklich amüsante, kurzweilige Komödie. Echtes Popcornkino eben. Wer gerne einfach mal einen Abend entspannen und sich auf dem Kinosessel kringeln möchte, ist hiermit gut beraten.

Von mir bekommt „Jagdsaison“ 8 von 10 sprudelnde Sektgläser.


Ihr habt noch nicht genug von „Jagdsaison“? Wir haben die drei Hauptdarstellerinnen zum Interview getroffen.

Trash-Liebhaberin mit einer Schwäche für alte Hollywoodfilme. Sims-Veteranin und Playstation-Noob. Serien-Conaisseuse mit einem Auge für Film-Details. Ich unterscheide nicht zwischen Filmklassiker und Youtube-Video. Gute Unterhaltung ist gute Unterhaltung. Zu meiner Person: Ich bin Daria, Millenial und ehemalige Entertainment-Redakteurin. Seit dem Zeitpunkt als ich das erste Mal eine Fernsehzeitschrift in den Händen hielt fasziniert mich die Welt des Films und der Hollywood-Glamour der Stars und Sternchen. Infos oder Einschätzungen zum aktuellen Promi-Tratsch? I'm your girl. Seriöse Filmanalysen? Let's go. I can do both. Auf Instagram findet ihr mich übrigens als @dariaayra

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