OOTD – Ein Feldversuch
OOTD = Outfit of the Day.
1. Auswahl des Outfits.
Das Herzstück eures Vorhabens. Denn mit eurem Outfit wollt ihr natürlich hervorheben, dass ihr Style besitzt und dass ihr nur blind in euren Kleiderschrank greifen musstet, um das perfekt aufeinander abgestimmte und trendige Outfit in den Händen zu halten. Die passenden Accessoires dazu waren ebenfalls nur einen Handgriff entfernt. Alles in allem braucht ihr natürlich nur 5 Minuten um mit 3 Griffen das perfekte OOTD aus eurem Schrank zu ziehen. Zumindest soll dieser Eindruck entstehen…
Denn die Realität sieht vollkommen anders aus.
In Realität steht ihr mit eurer Freundin vor eurem Schrank mit einem Meer aus Klamotten darin, die alle Stück für Stück vom Kleiderbügel gerissen werden und ihren Platz auf dem Boden finden. Passt diese Jeans besser zum Shirt oder soll es doch eher ein Chique-Look werden und die kurze schwarze Hotpants bekommt ihren Platz unter den Favoriten? Tja, die Qual der Wahl, denn der Kleiderschrank der Frau ist leider Gottes unendlich groß wenn es um solche Entscheidungen geht und gleichzeitig doch irgendwie leer. Wenn alles gut läuft haltet ihr eine Weile später – nach hitzigen Diskussionen und einem Workout, das aus Klamotten-an-und-Klamotten-wieder-aus-Wiederholungen besteht – endlich das fertige Outfit in der Hand. Hat auch nur rund eine gute Stunde gedauert!
2. Auswahl der Location
Tja wir sind noch lange nicht fertig. Denn jetzt, wo ihr das perfekte Outfit herausgepickt habt, brauchen wir noch die perfekte Location. Das allein war bei uns schon problematisch, da wir beide einen Vollzeitjob haben und es mit der zusätzlich nicht wirklich eingeplanten Stunde, die wir für das Outfit heraussuchen und anprobieren verschwendet haben, draußen nämlich schon zappenduster war. Ist der Winter nicht etwas Wundervolles? Also hatten wir uns zuerst logischerweise für Indoor-Fotos in meiner Wohnung entschieden. Konnte ja nicht so schwer sein, ein paar schöne Fotos auf der Couch in angenehm gestreutem Licht der Stehlampe zu bekommen.
Joah, Pustekuchen.
Eine Stunde später, die wir damit verbracht haben meine Nachbarn zu ärgern indem wir meine komplette Wohnung auf den Kopf gestellt haben (Couch herumschieben, Tisch lustig durch die Gegend drehen, die Lampe einmal an allen verfügbaren Steckdosen des Wohnzimmers anzuschließen und die Kamera auf einem Regal mit Feuerzeug und Aushilfsstativ zu fixieren), saßen wir beide vollkommen fix und fertig auf dem Boden und haben gemerkt, dass ein relativ kleines Wohnzimmer nicht der beste Ort für ein Festbrennweiten Objektiv ist. Also mussten wir wohl oder übel doch vor die Haustür.
Vorteil am Stadtleben? Man findet immer ein Plätzchen, das von Straßenlaternen und Autolichtern erhellt wird.Nachteil am Stadtleben? Ihr steht in einer Traube aus Menschen und müsst versuchen um sie herum ein brauchbares Foto zu bekommen ohne euch wie der letzte Depp zu fühlen.
3. Die Pose
So, nun steht ihr also in Mitten der Münchner Innenstadt aufgetakelt wie ein Pudel und dürft euch im spärlichen Licht nicht mehr als zwei Zentimeter nach links oder rechts bewegen um den Fokus der Kamera nicht wieder vollkommen zu vermurksen. Dabei müsst ihr unmenschliche Verrenkungen vollbringen, denn einfach normal auf zwei Beinen dazustehen und in die Kamera zu Lächeln sieht leider alles andere als gut aus. Es heißt also Schultern zurück, Hüfte im 56° Grad Winkel eindrehen, dabei das Gewicht auf einem Bein Balancieren, alle Haarsträhnen bändigen, die sich immer wieder verselbstständigen und das Wichtigste dabei: so aussehen als hättet ihr unglaublichen Spaß dabei. (Spoiler: Habt ihr nicht!) Nebenbei seid ihr natürlich die Hauptattraktion der kompletten Hauptstraße und dürft die neugierigen Blicke von Fußgängern ignorieren, die euch Sekunde für Sekunde aufs Neue mustern und dann aber trotzdem schön breit ins Bild marschieren – für die extra Prise Mobbing.
4. Photoshop
Nein, wir sind immer noch nicht fertig, ihr Lieben. Denn leider könnt ihr auch mit der besten Kamera keine Bilder machen, die auch nur ansatzweise mit den Foto- und Fashion-Bloggern mithalten können. Warum? Weil auch diese Geschöpfe der Perfektion ihre Fotos niemals ohne eine Generalüberholung in Photoshop online stellen würden. Aus den 500 Bildern, die ihr also geschossen habt, müsst ihr erst einmal eins heraussuchen, das alle Kriterien erfüllt: Das Bild ist gestochen scharf, der Bildausschnitt passt, eure Verrenkungen von eben sehen natürlich aus, die Lichtverhältnisse passen noch und euer Gesichtsausdruck zeigt nicht im geringsten an, wie unbequem die Stunde in der Kälte eigentlich war. Mit dieser Beschreibung könnt ihr schon einmal 495 Bilder aussortieren. Dann geht es an die…nennen wir es einmal nett ‚Optimierung‘ eures Bildes. Der Kontrast wird nach oben gedreht, Unreinheiten werden beseitigt und kleinere Speckröllchen waren gestern! Alles in allem liegen in jedem Bild wohl zwischen 1-2 Stunden Retusche-Arbeit bis ihr euer fertiges OOTD Foto dann endlich in den Händen halten könnt. Und Tadaaaa- so einfach habt ihr euer vollkommen spontanes Outfit of the Day – Foto mit einer netto Aufwandszeit von nur rund 5 Stunden!
Unser Fazit? Bei aller Liebe – aber diese Fotos sind alles andere als spontan und Momentaufnahmen. Jedes einzelne Foto hat uns einige graue Haare und mindestens 45 Minuten Lebenszeit gekostet. Ein Aufwand den ich definitiv nicht jeden Tag brauche. So interessant sind meine alltäglichen Outfits sowieso nicht, denn am wohlsten fühle ich mich immer noch im Batman-Pulli.
Liebe Fashion-Bloggerinnen – Hand aufs Herz – wie lange braucht ihr für eure Fotos? An dieser Stelle einmal Chapeau an euch und den Aufwand den ihr regelmäßig betreiben müsst. Sowohl Heidi als auch ich haben dem OOTD auf jeden Fall abgeschworen – auch wenn wir beide ziemlich große Fans unserer neuen Shirts sind.
8 Kommentare
Vivka Wintermädchen
Haha sehr schön und vor allem so wahr xD Ich bin zwar kein Fashion-Blogger, aber ich lebe mit einem Fotografen zusammen und ja, keines dieser ach-so-spontan Fotos ist wirklich einfach nur spontan xD Dafür sind sie zu gut und zu professionell ^^
Liebste Grüße,
Vivka
Nessa
Liebe Vivka,
Hahaha ja das denke ich mir nämlich auch. Ein einfacher Schnappschuss mit dem Handy sieht einfach ganz anders aus, als diese tollen Bilder die einem von Fashion-Bloggern immer entgegenfliegen 🙂
Liebst,
Nessa
Kristina Dinges
Was für süße T-Shirts. Die gefallen mir wirklich gut. Ja, ich brauche viel zu lange für ein Outfit! Und nerven kostet es mich jedes Mal viele, da ich einfach nicht mit meiner Kamera umgehen kann 😀
Liebe Grüße Kristina von KDsecret
Amely Rose
was für eine tolle geschichte und ich kenne das nur zu gut
und darf ich kurz erwähnen,
wie toll deine haare sind 😀
schau dir gerne mein neues Youtube Video an HIER
Nessa
Liebe Amelie 🙂
Vielen lieben Dank für den netten Kommentar. Wir sind beide auch zugegebenermaßen sehr zufrieden mit den Haarfarben 😉 Muss man ja auch mal sagen 🙂
Liebst,
Nessa
Nessa
Liebe Kristina,
Ja nicht wahr? Wir sind auch vollkommen zufrieden mit ihnen. Die Sprüche sind der Burner und auf dem Kater Likoli-Online Shop gibt es gefühlt noch drölf Millionen mehr davon 😉
Liebst,
Nessa
kristy key
Dein Schreibstil ist echt klasse – gefällt mir! Ebenso der Beitrag! Toll, habt eine neue Leserin ♥
Ganz liebe Grüße
Kristine | kristykey
Nessa
Liebe Kristy,
Ah das ist wie Honig für die Seele. Vielen vielen Dank für deinen lieben Kommentar und wir freuen uns unglaublich dich als Leserin gewonnen zu haben <3
Liebst,
Nessa