Hangover mit Mitte 20
Lifestyle

Wir werden alt – Hangover mit Mitte Zwanzig

Kennt ihr diese Erkenntnis Mitte Zwanzig? Mich beschleicht dieses Gefühl immer häufiger. Erst neulich hab ich mich mit einer Freundin übers Feiern und Weggehen unterhalten als uns bewusst wurde, was für unglaubliche Mimosen wir geworden sind. Früher zur Schulzeit sind wir bereits Donnerstag das erste Mal am Wochenende weggegangen, denn Freitag mit Kater in die Schule? Überhaupt kein Problem! Gut der ein oder andere von uns hat die ersten ein bis drei Stunden Freitags vielleicht sausen lassen, oder mit dem Gesicht zwischen den Ellbogen auf dem Tisch verschlafen, aber hey physisch waren wir quasi voll anwesend.

Dann ging es weiter mit Freitag Abend Party, Samstag Abend Party und für die ganz hart gesottenen unter uns war auch der Sonntag nicht tabu. Tja das war die Schulzeit. Man könnte sie quasi als Training für die Uni betrachten, denn drei bis vier Tage am Wochenende weggehen? An der Uni nur etwas für die, die es langsam angehen wollten. Plötzlich konnte man sich die Zeit frei einteilen, die Vorlesungen so legen, dass man entweder erst Mittags startete oder ohnehin nur zwei Tage die Woche in der Uni verbrachte. Ich bin damals zur absoluten Nachteule mutiert, vor elf war ich selten wach und vor fünf Uhr morgens noch seltener im Bett. Bevor man loszog wurde erstmal ordentlich vorgeglüht, immerhin sind die finanziellen Mittel als Student meist begrenzt. Hugo zum Einstieg gefolgt von Cuba Libre, Lilleth Berry und/oder Baccardi Razz war unser abendliches Programm, bevor es weiter in die Clubs ging. Da hieß es dann keine Müdigkeit vortäuschen, immerhin wurde gefeiert und die restlichen 20-30€ die man sich als Limit für den Abend gesetzt hatte versoffen. Dazu noch ein Döner am Morgen, wenn im Club die Lichter angingen und erst dann rief man das Taxi um in meinem Fall meist barfuß – danke liebe Highheels – nach Hause zu stolpern.
Ich muss gestehen, dass ich immer schon eine Kandidatin für ordentliche Kater war, allerdings ließen die sich mit einem Liter Wasser vor dem Schlafen gehen und einer Aspirin am Morgen immer gut in Schach halten.

Hangover mit Mitte 20
Hangover mit Mitte 20

Tja die traurige Wahrheit wie das heute aussieht? Das letzte Mal aktiv Feiern war ich irgendwann vor vielen Monaten im Sommer. Wenn ich auf eine Feier eingeladen werde, auf der es etwas zu trinken gibt bete ich mittlerweile, dass es ein Freitag ist, damit ich Samstag und Sonntag übrig habe um zumindest irgendwie wieder auf die Beine zu kommen. Und wie sieht das dann aus? Ich mach mich fertig, es wird ausdiskutiert wer fährt – das macht man heut zutage freiwillig, es bedeutet nämlich, dass man nur halb so fertig sein wird am nächsten Morgen – und dann ziehen wir los. Vorglühen? Wir haben theoretisch vor die Nacht noch eine Weile zu überstehen, wir sind also nicht lebensmüde.
Angekommen im Club wird abgewägt auf welche Sorte Alkohol man sich heute einschießt, denn quer Beet durcheinander trinken bedeutet nichts Gutes für den Morgen danach. Drinnen fühlt man sich in den Menschenmengen heute auch nur noch halb so wohl wie früher. Mitten auf die Tanzfläche, Haut an Haut mit fremden verschwitzten Leuten? Muss nicht sein. Man bleibt lieber am Rand, tanzt dort und flüchtet doch alle dreißig Minuten raus in die kühle Nachtluft um wieder etwas Sauerstoff zu tanken.

Getränketechnisch wird abgewägt, wie viele Gläser man verschmerzen kann, je nachdem wie viele Tage man Zeit hat um zu regenerieren. Und dann?  Um elf werde ich müde, das ist nämlich meine normale Bett-geh-Zeit mittlerweile. Mit Alkohol werde ich sogar noch schneller müde, aber man versucht es sich nicht anmerken zu lassen. Wenn dann gegen eins oder zwei zum ersten Mal die Diskussion aufkommt, bis wann man heimgehen könnte, betet man innerlich, dass die anderen auch keine Lust mehr haben. Zugeben würde es allerdings keiner von uns freiwillig. Ausreden wie „Oh Gott um zehn morgen muss ich aber wieder aufstehen.“ sind deshalb ein willkommener Grund um spätestens um halb drei die Kurve zu kratzen und nach Hause zu fahren.
Abgeschminken, geduscht, weil man sich von all dem Schweiß einfach nur ekelhaft fühlt und einen großen Schluck Wasser gegen den Brand runtergekippt, geht es schließlich gegen drei oder halb vier dann ins Bett. Dieses wundervolle Gefühl, endlich friedlich in den Kissen zu liegen, sich nicht mehr bewegen zu müssen, nichts mehr trinken zu müssen und keine Ausdauer mehr vorzuheucheln, obwohl man im Grunde vollkommen fertig ist? Ich denke jeder von uns kennt das.

Tja und obwohl wir uns doch so vernünftig wie möglich bemüht haben, die Folgen für den nächsten Tag möglichst gering zu halten, kommt nach ein paar kurzen Stunden Schlaf das Erwachen des Todes. Kopfschmerzen, Übelkeit und das Gefühl von einem Bus überrollt worden zu sein. Im Idealfall ist an diesem Tag dann Samstag, wenn man Pech hat ist es allerdings Sonntag. Denn auch wenn mit Tee, Suppe, Aspirin und viel Wasser gegen den Kater gekämpft wird, er verlässt einen frühestens am übernächsten Nachmittag. Wenn ich mir heute eine Partywoche auf Malle vorstelle, dann überkommt mich persönlich ja das kalte Grauen. Ich wäre bereits nach einem Tag am Ende.
Generell hat sich mein Weggeh-Verhalten auch in sofern geändert, dass es mir einfach nicht mehr besonders viel gibt, die ganze Nacht in einem Club abzuhängen. Statt dessen chill ich mich mit meinen Leuten lieber in eine Bar oder zu jemandem nach Hause auf die Couch, da kann man sich zumindest problemlos unterhalten.
Wie sieht es mit euch aus, in welcher Phase steckt ihr gerade so? Partymaus oder doch schon Mittzwanziger Mimose?

14 Kommentare

  • Louisa

    Ich konnte mir meine Vorlesungen und Kurse leider nie frei einteilen und war immer von 9-17 Uhr in der Uni. Deshalb ist diese Phase leider an mir vorüber gegangen. Ich kann viel trinken und Schlafmangel mit 24, fast 25 aber auch nicht mehr so richtig ab.
    Die bilder sind super geworden!
    xo,
    Louisa

    http://www.theurbanslang.com

  • Marcel

    Das Thema mit wir werden alt kann ich komplett nachvollziehen. 🙂 Erschreckend aber war. Nächte durchzechen kann ich wirklich nicht mehr sehr gut. Es macht zwar mega Spaß zu feiern, aber den Tag danach verplane ich mittelerweile nicht mehr. 😉
    Alles LIebe
    Marcel
    http://marsilicious.com

  • Heidi

    Lieber Marcel,
    ja, oder? Ganz schön bitter, wenn man sich dessen bewusst wird. Und das kenn ich, ich nehm mir für den Tag danach auch nichts mehr vor, das würde ich sowieso nicht überleben.
    Liebste Grüße, Heidi

  • Heidi

    Liebe Anna,
    hihi, na dann lässt es mir ja die Hoffnung, dass es doch keine ganz so schlimme Alterserscheinung ist. Aber kann ich verstehen, ich bin auch gerne freiwillig Fahrer mittlerweile.
    Da gucken wir doch gerne vorbei!
    Liebste Grüße,
    Heidi

  • LAVIE DEBOITE

    😀 Was ein herrlicher Beitrag!!!! Ich hab mich köstlich amüsiert! Was soll ich da mit fast 32 sagen?! Ich bin zwar aktuell wieder sehr aktiv, wenig Schlaf und übermäßigen Alkoholkonsum gewohnt, kämpfe am nächsten Tag aber auch mit Kopfschmerzen und den geschwollensten Augen ever. Frag mich manchmal auch echt wie ich das früher gemacht hab. Ohne Alkohol wär ich halt auch um 1 schon des Todes müde. Wenn ich trink bin ich dagegen wie ein Flummi und kenn morgens um 6 immer noch kein Ende. Glücklicherweise hab ich meine Übelkeitsphase mittlerweile weitestgehend hinter mir. Das ging so von 26 bis 29. Da konnt ich weder was trinken noch was essen am nächsten Tag und lag bis zum nächsten Tag abends still leidend im Bett. Bin ab Sonntag auch 3 Tage dauerunterwegs und bin echt gespannt ob ich das überlebe 😀

  • Mny

    Ja, sehr gut beschrieben… so geht es mir auch immer.
    Auf dem aktuellen Beginner-Album gibt es einen Song „Kater“ und der beschreibt das Gefühl „am Abend danach“ auch wirklich seeeeehr passend. Daran musste ich gerade irgendwie denken 🙂

    Lg, Mny von http://www.braids.life

  • Elisabeth-Amalie

    Hihi, also der Text ist echt gut geschrieben und ich musste einige Male schmunzeln. 🙂 Ich erkenne mich durchaus an einigen Stellen wieder, dennoch gibt es nichts Schöneres als eine tolle Partynacht mit lieben Menschen. Allerdings habe ich auch manchmal ruhige Phasen, in denen ich einen Couchabend genieße. Aber ganz oft treibt es mich auch raus. 😀

    Ich folge übrigens via Instagram, die Bilder sind soooo schön. ♥

    Liebst Elisabeth-Amalie von Im Blick zurück entstehen die Dinge

  • Heidi

    Liebe Lavie,
    das freut mich wahnsinnig, wenn es dir gefällt! Wow das lässt uns also die Hoffnung, dass dieser Hangover nur eine Übergangserscheinung bis zur 30 ist 😀
    Liebste Grüße, Heidi

  • Heidi

    Liebe Elisabeth-Amalie,
    Vielen lieben Dank, dass freut mich total! Ja das stimmt, Quality Time mit Freunden kann man nie genug haben 🙂 aber ich bin dann eher der zu Hause bei irgendjemandem Mensch.
    Das freut uns wahnsinnig! Vielen lieben Dank!
    Liebste Grüße, Heidi

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