Will ich das wirklich?
Zugegeben – in letzter Zeit hab ich doch eher etwas melancholische Stimmungstiefs. Wodurch diese begründet sind weiß ich eigentlich gar nicht so genau, manchmal sind sie eben einfach da und machen mich ziemlich nachdenklich. Es hat mich dazu gebracht, meinen Status Quo einmal genauer zu überdenken und vielleicht auch in Frage zu stellen. Gerade in letzter Zeit häufen sich die Nachrichten auf Instagram von jungen Menschen und Teenagern, die mir schreiben, mich um Rat fragen oder komplett ausflippen, dass ich ihnen mit „so vielen“ Fans überhaupt antworte und das ist eine super krasse, aber auch mega merkwürdige Erfahrung, wenn ich ehrlich bin. Ich hab mir bislang nie Gedanken darüber gemacht, wo ich mit meinem Account und dem Blog eigentlich wirklich hin will. Will ich wirklich in diese Welt der sogenannten „Influencer“ reinschnuppern?
Ich finde dieses Thema sehr schwer anzusprechen, aber all die Leute, die mit ihrem Blog und Social Media nicht wegen des „Fames“, sondern weil es ihnen Spaß macht begonnen haben können diese Gedankengänge vielleicht nachvollziehen. Nach und nach wächst dieses Baby einfach immer wieder ein Stückchen weiter und man freut sich über jeden Like auf Instagram, jeden Kommentar und jeden aktiven User auf dem Blog. Ich hab durch Instagram und den Blog außerdem so viele süße Menschen, andere Instagrammer und Blogger kennengelernt, mit denen ich mich austauschen und Erfahrungen teilen kann. Darüber bin ich sehr froh und dankbar, da sie für mich die moderne Version von Chat- und Foren-Freundinnen darstellen, die man vielleicht auch irgendwann einmal live treffen kann.
Und ehe man sich versieht flattern dann doch die Kooperationsanfragen und besagte Nachrichten ins Haus. 12-jährige schreiben, dass sie sich im Gegensatz zu uns hässlich fühlen. (Ihr wollt wirklich nicht wissen, wie ich mit 12 Jahren ausgesehen habe…Schminke war damals nämlich das Zeug, dass man heimlich von Mama geklaut hat um sich damit erfolgreich zu verunstalten.) Andere fragen, woher die Klamotten, die Lippenstifte oder die Schuhe sind. Und wieder andere stellen die „wichtigste“ Frage von allen: Wie sie genauso berühmt (wie man selbst…wtf?!) werden können.
Und dann realisiert man so schleichend, wie diese verrückte Welt einen Stück für Stück verschlingt und frägt sich, ob man das überhaupt möchte.
Natürlich schmeicheln solche Nachrichten dem Ego und selbstverständlich hat man seine kleine, feine Community lieb gewonnen- keine Frage, aber will man diesen nächsten – quasi unvermeidbaren – Schritt wirklich machen? Und viel spannender ist die Frage muss man ihn machen?
Bislang bin ich recht gut damit gefahren ein paar Selfies, ein paar Katzenbilder und ein paar Dinge die mir gefallen zu posten. Ich poste nie irgendwelche Outfits, da ich dem hundertsten T-Shirt mit einer ähnlichen Jeans irgendwie nichts abgewinnen kann und ich mir sicher bin, dass ich meine Follower damit nur langweilen würde. Ich hab genauso wenig die Geduld dazu, aufwendig 10 verschiedene Gegenstände auf einem Tisch zu drapieren um das danach in hundert verschiedenen Winkeln abzulichten. Von Essen will ich gar nicht erst anfangen. Der Gedanke „Hey, das wäre ein hübsches Essen für Instagram“ ist mittlerweile zwar häufig da, aber letztendlich siegt im Regelfall der Hunger und die mangelnde Lust zu warten.
Kurz und knapp gesagt? Ich bin viel zu faul um mich mit solch unnötigen Spielereien, die mich letztendlich doch nur langweilen, aufzuhalten. Meine Zeit ist jobbedingt sowieso schon extrem begrenzt, da möchte ich den Rest nicht mit solchen Dingen verschwenden. Außerdem hasse ich dekorieren schon immer. Ich wäre also weder ein gute Fashionbloggerin, noch eine gute DIY, Food oder Interieur Bloggerin. (Ich habs nach zwei Jahren, in denen mich der abgeplatzte Lack an unserem Ikearegal genervt hat jetzt tatsächlich mal hingekriegt eine Folie aufzukleben…)
Zwischendurch hab ich mit dem Gedanken gespielt meinen Account einfach zu löschen, weil es doch, wenn ich ehrlich bin, immer wieder krass ist, wie viel Macht und Einfluss ich dieser App wirklich gebe. Den Gedanken hab ich jedoch recht schnell wieder verworfen, es wäre mir einfach zu schade um das Jahr Zeit und die ganzen Bilder, die ich bereits in diesen Account gesteckt habe. Stattdessen hab ich die letzten Wochen einfach ein wenig piano gemacht und mir Gedanken darum gemacht, was es für mich bedeuten würde weiter zu wachsen. Ich finde, ich wandle gerade auf diesem schmalen Grad zwischen Insta-„Zwerg“ und Insta-„Wird schon“. Was also würde ich machen, wenn meine süße kleine Community weiter wächst? Aktuell kratzen wir langsam an den 20k, was für mich ein richtig krasser Erfolg ist. Ich meine das ist eine Zahl unter der ich mir eigentlich gar keine Masse mehr vorstellen kann?! Und gleichzeitig ist man auf Instagram-Ebene betrachtet aber noch richtig süß klein. Die Dimensionen sind irgendwie ziemlich verzerrt.
Denn betrachten wir es mal realistisch: mein Hobby wird sich vermutlich früher oder später zu einem zeitfressenden Zweitjob entwickeln. Eventuell würde er durch Kooperationen sogar ein bisschen Geld einbringen, was die Frage aufwerfen würde, welche Firmen und Produkte passen zu mir, was kann ich mit meinem Gewissen vereinbaren und die Wichtigste: will ich das wirklich richtig? Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich über andere den Kopf schüttle, weil ihre Werbeposts ihnen jeden letzten Rest an Glaubwürdigkeit nehmen. Will ich mir im Zuge dessen dann auch den nötigen Papierkram und das Gewerbe dafür antun? Sich für die professionelle Variante zu entscheiden zieht einfach einen riesigen Rattenschwanz hinter sich her und aktuell bin ich glaub ich nicht gewillt, diesen auf mich zu nehmen.
Ich kann euch aktuell tatsächlich nicht sagen, wie meine Reise weiter gehen soll oder wird. Ich weiß, dass ich auch in Zukunft keine Fashionqueen und kein DIY-Guru werde und dass ich mein Essen weiterhin zu gerne habe, um es für Instagram kalt werden zu lassen. Und dann gibt es da noch den letzten und wichtigsten Punkt, den ich sehr schwierig finde. Wie viel Privatleben möchte ich meinen Followern zeigen? Denn sind wir mal ehrlich, je intimer unsere Beziehung zu den Menschen auf der anderen Seite dieser Zahl wird, desto schneller wächst man und desto einfacher identifizieren sich andere Menschen mit dir. Jeder der jedoch mit dem Gedanken spielt Blogger, Youtuber oder Instagrammer zu werden sollte sich denke ich mit diesen möglichen Szenarien und deren Bedeutung einmal auseinander setzen und bewusst für sich entscheiden, ob und was man möchte und was man bereit ist dafür zu opfern.
Fragen über Fragen, auf die ich mir aktuell keine Antwort geben kann. Ich fürchte ich werde mich einfach überraschen lassen, wohin dieser Weg noch führt.
Wie geht es euch anderen Bloggern dabei?