Schon „The Bold Type“ gesehen?
Ich liebe Netflix, Amazon Prime und alle anderen Möglichkeiten sich von Morgens bis Abends mit Serien zuzudröhnen. In meinem Fall passt das Wort Serienjunkie tatsächlich ziemlich gut. Da ich so langsam an die Grenzen meiner Lieblingsserien stoße, bin ich ungefähr einmal die Woche auf der Suche nach einer neuen Serie, die mich vielleicht ähnlich stark in den Bann ziehen kann wie Gossip Girl, Game of Thrones, Pretty little Liars oder Sherlock. Ihr seht also, mein Genre ist recht breit gefächert und ich probiere abgesehen von Horrorserien eigentlich alles mal aus. So auch mit „The Bold Type“. Ich bin mir gerade nicht mehr sicher, ob es die Glamour oder die Vogue war, die mich mit einer Lobeshymne auf die potentiellen Nachfolger von „Sex and the City“ und „Gossip Girl“ aufmerksam gemacht hat. Als absoluter Gossip Girl Fan hab ich mich eigentlich sogar ein bisschen darauf gefreut und mir die Serie bei Amazon Prime gleich mal rausgesucht. Wie gut sind die Mädels also wirklich? (An alle, die vor haben diese Serie zu schauen: Es kann durchaus passieren, dass ich euch hier spoilere! Allerdings versuche ich mein persönliches Fazit aus der 1. Staffel so zu formulieren, dass ich im Idealfall nichts verrate)
Drei Mädels aus New York (gut eine ist zugezogen) suchen ihr großes Glück bei einer Zeitschrift, die sie seit ihren Teeniejahren verfolgt. Scarlet. Sutton, die Blondine im Ring ist PA und in ihrem Job absolut fantastisch. Sie war von Anfang an auch der Charakter, für den ich die meiste Sympathie aufbringen konnte, weil sie smart, zielstrebig und trotzdem nicht zu verbissen ist. Jane hingegen, die gerade zur Redakteurin befördert wurde und sooooo aufgeregt ist, weil es ihr erster richtiger Job ist, konnte ich von der ersten Sekunde ab nicht ausstehen. Sie ist die verklemmte, heimliche Überfliegerin, die sich zu viele Gedanken um alles macht und ein wenig das Bella Swan Syndrom vorweist. Und dann wäre da noch Kat. Kat ist gerade einmal 25 Jahre alt und bereits Social Media Director, sie hängt pausenlos am Smartphone und regiert die Twitterlandschaft mit fast 2 Millionen Followern für das Magazin. Charakterlich muss ich gestehen, dass Kat etwas unausgereift sprunghaft ist. Sie kann die knallharte Geschäftsfrau, die ihren Job macht, smart, vernünftig und ernstzunehmende ist sein, sie kann aber auch diese sexuell verunsicherte Mäuschen, dass sich über ihre Gefühle, ihr Leben und einfach nichts im Klaren ist werden. Ich mochte sie zu Beginn der Staffel, gegen Ende wurde mir Kat allerdings immer suspekter.
Wer nun behauptet, dass diese Serie und diese drei Mädels auch nur ansatzweise Potential hätten „Gossip Girl“ und somit Blair Waldorf und Serena van der Woodsen zu beerben, den muss ich aus meiner persönlichen Sicht leider enttäuschen. Denn dieses Erbe ist doch ein paar Nummern zu groß für „The Bold Type“. Die drei Mädels sind einfach Girls next Door. Jede von uns könnte sie sein, es gibt nichts besonders herausragendes, interessantes oder spannendes, was die drei in irgendeiner Form einzigartig macht. Die einzige Gemeinsamkeit, die man zwischen „The Bold Type“ und „Gossip Girl“ finden kann ist ganz klar New York und vielleicht steckt ein winziger Funken Jenny Humphrey in Sutton. Der ist allerdings so winzig, dass man ihn wirklich mühsam suchen muss.
Jane erinnert mich an eine Kopie von Carrie Badshaw, wäre Carrie noch im Volontariat gewesen. Denn ohne ihre Chefin bekommt die kleine, sexuell frustrierte Brünette leider wenig bis überhaupt nichts auf die Reihe. Ich kann euch nicht sagen, ob es an der Schauspielerin lag, dass mir Jane von Anfang an so unglaublich unsympathisch war, oder ob es wirklich diese ausgelutschte 0-8-15 Rolle war, die mich gelangweilt die Augen verdrehen ließ. Tatsächlich würde ich sagen, ist Jane die Verkörperung der Stereotyp Film- und Serienredakteurin. Sie hat einfach nichts, was sie außergewöhnlich und interessant macht und vermutlich hat sie mich deshalb von Anfang an gelangweilt. Hinzu kommt natürlich, dass sie irgendwie doch der heimliche „Hauptcharakter“ ist um den die anderen Charaktere wie Fliegen kreisen. Das Problem mit den unsympathischen Hauptcharakteren hatten wir ja vor nicht all zu langer Zeit hier.
Sutton erinnert mich an eine fortgeschrittene Andrea aus „Der Teufel trägt Prada“. Ihre Chefin weist zwar keinesfalls die Qualitäten einer Miranda Pristley auf und offen gesagt ist mir bis zum Staffelende schleierhaft, welche Funktion ihre Chefin beim Verlag überhaupt gehabt hat, aber gut. Sutton will eigentlich unbedingt in die Modeschiene und während Andrea Sachs dem Modezirkus am Ende ja doch noch einmal mit vielen neuen Erfahrungen entkommt, stürzt sich Sutton mitten ins Getümmel. Dabei ist sie allerdings leidenschaftlich und witzig und ein bisschen dramatisch und eben nicht zu tausend Prozent vorhersehbar, wie Jane. Ich denke, deshalb und weil sie lange nicht so verklemmt ist, mag ich sie irgendwie.
Und schließlich landen wir irgendwie nochmal bei dem Charakter Kat. Versteht mich nicht falsch, ich bin ja selbst so ein Smartphone-abhängiger Social Media Junkie, aber Kat wird in diesem Fall entweder extrem passioniert oder hart übertrieben dargestellt. Das arme Mädchen denkt quasi in Tweets. Außerdem stört es mich einfach, dass man irgendwie versucht, sie gewaltsam in die Quoten-Nischen zu schubsen. Vielleicht braucht es auch einfach noch eine zweite Staffel, damit ich euch wirklich sagen kann, ob ich Kat nun mag oder nicht, aber bislang bin ich wirklich unsicher. Sie fühlt sich einfach wirr und unausgereift – schlecht durchdacht für mich an. Ein bisschen wie der potentielle Notanker, wenn den Drehbuchautoren wieder irgendetwas Neues einfällt, und man Janes und Suttons Story aber schon längst geschrieben hat. Kat ist für mich ein bisschen der Ideen-Mülleimer.
Mein Fazit zu The Bold Type also?
Man kann es definitiv nebenher als plätschernde Hintergrundstimmen laufen lassen. An manchen Stellen war die Serie auch wirklich lustig aber der Tiefgang und die Notwendigkeit keine Sekunde zu verpassen, weil man die Handlung sonst nicht mehr versteht sind definitiv nicht vorhanden. Zum Thema Nachfolge: „Gossip Girl“ spielt für mich definitiv in einer komplett anderen Liga. Sex and the City wäre wohl das, womit ich es am ehesten vergleichen könnte, allerdings haben die Charaktere dazu fast zu wenig Eigenleben. Alles spielt sich in der ach so beliebten Zeitschrift im Büro ab und über die einzelnen Charaktere erfährt man eigentlich so gut wie nichts, dass nicht mit ihrem Job zu tun hat. Deshalb ist für mich tatsächlich das Naheliegendste eine etwas ausgeschmücktere, weniger spannende Neuauflage von „Der Teufel trägt Prada“. Prinzipiell also eine nette Serie, die man nebenbei super gucken kann und die einem nicht viel Konzentration abverlangt. Wer allerdings auf der Suche nach einem Nachfolger für Gossip Girl oder SatC ist, der muss entweder auf eine tausendprozentige Steigerung in einer möglichen zweiten Staffel warten, oder leider weitersuchen.
Schreibt mir bitte gerne unbedingt auch eure Meinung, falls ihr die Serie gesehen habt! Seid ihr ähnlich wie ich anfangs einfach auch nur mit den falschen Erwartungen rangegangen? Oder mochtet ihr „The Bold Type“ und seht in dem Girlsquad wirklich Suchtpotential?