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Von einer, die auszog, das Mensch sein zu lernen: Der Barbie-Film in der Rezension

Er ist derzeit in aller Munde: Der neue Barbie Movie mit Margot Robbie und Ryan Gosling in den Hauptrollen. Das Marketing ist ausladend, es gibt massenhaft Kooperationen mit namenhaften Marken, die natürlich alle in Pink daherkommen und inzwischen dürfte auch wirklich der letzte Mensch hinter dem Mond um die Existenz des Films wissen. Wir haben die Komödie für euch angesehen und lassen euch wissen: Lohnt sich die pinke Barbie-Extravaganza um dafür ins Kino zu gehen? Lest selbst.

ACHTUNG: Ab jetzt folgen LEICHTE SPOILER, die allerdings auch im Trailer bereits aufgegriffen werden. Habt ihr auch den Trailer noch nicht gesehen und wollt komplett voreingenommen in den Film gehen, solltet ihr ab jetzt nicht weiterlesen. Aber ganz ehrlich, warum klickt ihr dann auch auf eine Rezension des Films? Spaß beiseite, ihr dürft jetzt weiter scrollen.

Als Barbie lebt es sich sorgenfrei – bis es das nicht mehr tut

Willkommen in Barbieland, wo der Kleiderschrank jeden Morgen auf magische Weise ein neues Outfit bereithält, das Haar immer sitzt, der Toast nicht verbrennt, die Häuser ein Traum und die Wellen des Meeres aus Plastik sind. Ach ja, und Ken wohnt übrigens auch hier. Das ist aber nicht weiter wichtig, schließlich handelt es sich um Barbieland und hier spielen – wie der Name bereits vermuten lässt – Barbies die absolute Hauptrolle. Und nicht nur das, sie bekleiden so ziemlich jede weitere Rolle, die eine funktionsfähige Gesellschaft so benötigt. Denn Barbie ist ja immerhin ein Symbol der Emanzipation und soll kleinen Mädchen als Vorbild und Inspiration gleichermaßen dienen. Zumindest denkt sie selbst das.

Meet the Original Barbie oder auch Stereotyp-Barbie (gespielt von Margot Robbie): Sie ist blond, schlank, mit langen Beinen und einem strahlenden Lächeln. Kein Wunder, dass Ken (gespielt von Ryan Gosling) – ebenfalls blond und gut durchtrainiert – über beide Ohren in sie verschossen ist und jede Gelegenheit nutzt, um sie auf sich aufmerksam zu machen – mit mehr oder weniger Erfolg. Es lebt sich aber auch nicht leicht als Ken. Schließlich wurde er nur dafür konzipiert an Barbies Seite gut auszusehen. Das bereitet ihm aber kein Kopfzerbrechen – vorerst.

Doch es läuft nicht alles mit rechten Dingen zu im Barbieland und so häufen sich die merkwürdigen Ereignisse, allen voran die Tatsache, dass Barbie plötzlich – oh Schreck – nicht mehr auf Zehenspitzen geht und ihr morgendlicher Toast verbrannt auf den Teller springt. Um diesen inakzeptablen Zuständen ein Ende zu bereiten, macht sich Barbie auf die abenteuerliche Reise in die Welt der Menschen – und damit auch zu ihrer eigenen Menschlichkeit (sehr philosophisch, ich weiß). Die Zustände biegen sich schließlich nicht von alleine wieder gerade. Um sie in ihrem Vorhaben zu unterstützen begibt sich auch Ken auf die Reise und findet sich – im Gegensatz zu seiner Heimat Barbieland – im Patriarchat der Menschenwelt wieder. Eine verkehrte Welt, die ihm zusagt.

Der Barbie Movie: Ein Traum in Pink

Zum Plot des Filmes möchte ich allerdings nicht zu viel vorwegnehmen, aber lasst euch gesagt sein: Für Menschen wie mich, die absolute Kostüm-, Makeup- und Hair-Fanatiker sind und bei Filmen mindestens genauso viel Wert auf eine gute Ausstattung wie auf ein gutes Drehbuch legen, ist der Film eine Augenweide. Kulisse und Kostüm sitzen, da kann man nichts sagen. Wenn wir schon dabei sind: Auch die Darsteller sind durch die Bank weg Augenweiden und schon fast absurd attraktiv. Sei es allen voran Margot Robbie in ihren adretten Kostümen, Issa Rae im perfekten Barbie-Ensemble oder America Ferrera im Business-Look. Ach ja, und Ryan Gosling sieht auch ganz nett aus.

Auch der Humor sitzt. Einige Momente des Films bescherten dem Kinosaal schallendes Gelächter. Sei es Kens stetige Unsicherheit in seiner Tätigkeit als „Beach Ken“ (nein, nicht Rettungsschwimmer-Ken, einfach nur „Beach Ken“), Barbies Konversation mit einer Gruppe Bauarbeiter in der Menschenwelt oder einfach allgemein die vor Satire triefenden Dialoge zwischen den Charakteren.

Barbie: Starker Einstieg mit abflachendem Finale

Soweit, so perfekt. Die erste Hälfte des Filmes unterhält gekonnt mit Witz und gelungener Optik. Besonders schöne Details werden Menschen finden, die in ihrer Kindheit tatsächlich mit Barbiepuppen gespielt haben und der/die ein oder anderer(r) wird sich durch manch eine Anspielung in seine/ihre Kindheit zurück versetzt fühlen. Wir alle hatten doch schließlich diese eine komplett verunstaltete Barbie mit abgeschnittenen Haaren und Filzstift im Gesicht – oder?

Gegen Ende tun sich dann aber, meiner Meinung nach, doch ein paar Schwachstellen auf. So kommt der Film stellenweise (und vor allem gegen Ende in ein paar sehr überzogenen langen Reden) schon sehr mit dem Holzhammer daher. Spätestens nach den ersten zehn Minuten ist auch dem letzten Zuschauer klar, dass der Film eine feministische Message hat und als Satire auf unsere Gesellschaft gedacht ist. Da braucht es nicht die vor Pathos triefenden Erkenntnisreden gegen Ende hin.

Was mir besonders aufgefallen ist: Kens Entdeckung und Bewunderung des Patriarchats und der damit einhergehenden Vorzüge für sein Geschlecht ist anfangs recht leicht und unterhaltsam gestaltet und für die Vorgeschichte seines Charakters nachvollziehbar. Allerdings wurde hier für das Fazit des Films eine Chance verpasst. Es werden lediglich die Nachteile einer von Männern dominierten Gesellschaft für Frauen aufgezeigt, nicht aber, dass eine solche Gesellschaft auch für Männer negative Auswirkungen haben kann.

Außerdem muss im Hinterkopf behalten werden, dass die Produktion in Kooperation mit der Firma Mattel erfolgte, dem Spielzeug-Hersteller, der seit Jahren Barbiepuppen herstellt und verkauft. Im Grunde ist „Barbie“ also nicht nur eine Gesellschafts-Satire, sondern gleichzeitig ein knapp zweistündiger Werbefilm der ikonischen Blondine in Puppenform.

Trotzdem finde ich den Film durchaus sehenswert und gelungen. Wer eine messerscharfe Analyse unserer Gesellschaft erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Diesen Anspruch hat „Barbie“ aber nicht. Schließlich ist der Film mit Absicht stark überzogen und die Charaktere gleichen eher Karikaturen. Diese werden von den Darstellern allerdings exzellent verkörpert. Ein weiterer Punkt, in dem der Film seine Stärke beweist. Wer also einen lustigen Kinoabend verbringen möchte und einen Humor hat, der nicht alles auf die Goldwaage legt, der ist mit Greta Gerwigs Film gut beraten. Ich hatte eine schöne Zeit und gebe dem Film 7,5 von 10 Barbie-Traumhäusern.

Trash-Liebhaberin mit einer Schwäche für alte Hollywoodfilme. Sims-Veteranin und Playstation-Noob. Serien-Conaisseuse mit einem Auge für Film-Details. Ich unterscheide nicht zwischen Filmklassiker und Youtube-Video. Gute Unterhaltung ist gute Unterhaltung. Zu meiner Person: Ich bin Daria, Millenial und ehemalige Entertainment-Redakteurin. Seit dem Zeitpunkt als ich das erste Mal eine Fernsehzeitschrift in den Händen hielt fasziniert mich die Welt des Films und der Hollywood-Glamour der Stars und Sternchen. Infos oder Einschätzungen zum aktuellen Promi-Tratsch? I'm your girl. Seriöse Filmanalysen? Let's go. I can do both. Auf Instagram findet ihr mich übrigens als @dariaayra

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