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House of the Dragon S2E02 – Rhaenyra the cruel / Rhaenyra die Grausame – Review

Es herrscht Chaos. Chaos in den Mauern von King’s Landing. Wo sind die Männer, die Prinz Jaehaerys, den Erben von Aegon II. und damit Thronfolger (aber in erster Linie sein Sohn) grausam im Schlaf ermordet haben? Chaos im Kopf des Königs. Sein Kind wurde getötet. Es herrscht Wut, Trauer, Fassungslosigkeit. Rhaenyra, die falsche Königin. Rhaenyra, die Kindsmörderin. Rhaenyra, die Grausame. 

SPOILER!

Ab hier gibt es Spoiler zur aktuellen Folge. Buchspoiler werden extra markiert: Und zwar so.

Untermalt wird der Einstieg in die Folge und das Chaos um die Suche nach den Tätern mit sehr ruhiger, melancholischer Musik, die der Hektik des Gesehenen entgegensteht. Der König, völlig außer sich, erklärt den Krieg – als gäbe es noch eine andere Wahl. Und alle Welt soll davon erfahren. Während Alicent sich selbst, den Göttern und ihren Sünden die Schuld gibt, sucht der König Erklärungen bei seinem Rat. Ser Criston Cole, Lord Commandant der Königsgarde, war zu Bett – nun, es hat niemand gefragt, in wessen Bett er war, aber Alicents Blicke würden sie verraten, wenn nur jemand zu ihr schauen würde.



In einem großen Trauerzug wird der Leichnam des jungen Prinzen aufgebahrt, sein Kopf wieder angenäht und mitsamt Alicent und Halaena durch die Straßen kutschiert. Halaena, die vorher bereits betont, dass dies nicht in ihrem Sinne ist, fühlt sich sichtlich unwohl, fürchtet sich sogar vor dem Volk, das die Hände nach ihr ausstreckt und sie zu berühren versucht. 

Rhaenyra die Grausame?

Rhaenyra ist in ganz Westeros als grausame Kindsmörderin bekannt, die unschuldiges Blut vergießt, dabei sollte es Aemond sein, der bei dem Anschlag ums Leben kommen sollte. Und wer hatte überhaupt diesen Mord in Auftrag gegeben? Ein Blick, ein Grinsen und Daemon verrät sich – ganz zu Rhaenyras Missgunst. Daemon betont, er habe befohlen Aemond zu töten. Auf die Frage, was geschehen soll, wenn dieser nicht auffindbar ist, bekommen wir allerdings keine Antwort.

Ich konnte dir nie wirklich vertrauen. Er erkenne sie nicht als seine Königin an, sondern führe immer noch Krieg gegen ihren Vater, seinen Bruder und dessen Thron. Sein Handeln sei noch immer davon getrieben, dass nicht er es war, der als Thronfolger ernannt wurde, sondern Rhaenyra. Daemon fühlt sich nach all den Jahren immer noch übergangen und seines Thrones beraubt. Statt in die Konfrontation zu gehen und Verantwortung zu übernehmen, reitet er auf Caraxes allein in die Schlacht nach Harrenhal.

The white worm

Seit der letzten Folge ist Mysaria (The White Worm) Gefangane auf Dragonstone. Sie war es, die Daemon Blood und Cheese vermittelt hat und spielt so mindestens indirekt eine Rolle in dem ganzen Dilemma. Doch Rhaenyra erkennt, dass Mysaria für sich keinen anderen Weg gesehen hat und sieht, dass diese als Beraterin von hohem Wert sein kann. Sie schenkt ihr die Freiheit und rettet sich selbst damit am Ende das eigene Leben.

„The Bitch Queen deserves to die!“

Aegon macht sehr deutlich, was er von seiner Gefolgschaft erwartet. Sein Rat schweigt. Ser Criston Cole jedoch handelt. Mehr aus einer Kurzschlussreaktion (womöglich sein schlechtes Gewissen, dass er während des Anschlags “zu Bett” war) schickt er Ser Arryk Cargill nach Drachenstein, um dort Rhaenyra zu töten. Er soll sich als dessen Zwillingsbruder Erryk ausgeben, um unbemerkt an die falsche Königin heranzukommen.

Noch in Staffel 1 waren die Zwillinge unzertrennlich, doch einer entschied sich Rhaenyra zu folgen, der andere blieb bei Aegon und so gehen sie nun getrennte Wege.

Der Plan ist so einfach wie genial und scheint zunächst aufzugehen, wenn nicht Erryk das Attentat im letzten Moment verhindern würde. Die Brüder geraten in einen Kampf um Leben und Tod. Und unzertrennlich, wie sie im Leben waren, sind sie nun auch im Tod. Zwar geht Erryk siegreich aus dem Kampf hervor, doch scheint er nicht damit leben zu wollen seinen eigenen Bruder getötet zu haben und nimmt sich letztendlich selbst das Leben.



In der Buchvorlage ist tatsächlich gar nicht so eindeutig wie der Kampf abgelaufen ist. Die Geschichte der Targayriens wird in “Fire & Blood” aus der Sicht eines Maesters, der die Historie niederschreibt, erzählt und von diesem Kampf gibt es aufgrund unterschiedlicher Überlieferungen tatsächlich zwei verschiedene Versionen. In beiden Versionen wird – wie auch in der Serie – das identische Aussehen der Zwillinge genutzt, um Arryk als Erryk auszugeben und an Rhaenyra und ihre Kinder heranzukommen, um sie zu töten.

In der ersten Fassung kämpfen die Brüder eine Stunde lang, die ganze Festung schaut zu, aber niemand kann eingreifen, da sie niemand voneinander unterscheiden kann. Nach einem langen Kampf liegen sie sich sterbend unter Tränen in den Armen. In der zweiten Fassung wäre dieses Ende undenkbar. Hier werfen die beiden sich gegenseitig Verrat und Untreue vor. Einer der Brüder stirbt nach einem kurzen, aber heftigen Kampf, während der andere erst nach vier Tagen seinen Verletzungen erliegt.



Hängt sie höher

Wenn du weißt, dass einer der Rattenfänger deinen Sohn und Thronerben ermordet hat, du aber nicht weißt, welcher der vielen Rattenfänger der Stadt es war, was tust du? Oder viel mehr: Was tut Aegon II.? Richtig, er hängt sie einfach alle auf, der richtige ist unter ihnen. Eine Dummheit, wie Otto Hightower anmerkt und nicht zuletzt den König als Idioten betitelt. Denn nun würde der Red Keep von Ratten überrannt werden und das Volk, das langsam aber sicher begann etwas Empathie für die leidende Königsfamilie zu empfinden, entfernt sich erneut. Und Aegon? Er feuert seinen Großvater kurzerhand und ernennt Ser Criston Cole zur neuen Hand des Königs. Ich bin nicht sicher, ob das wirklich durchdacht ist oder ob Criston einfach gerade zur falschen Zeit am falschen Ort war. Aber eine wirklich gute Idee ist das bestimmt nicht.

Im Gespräch mit Alicent eröffnet Otto, dass er zurück nach Oldtown gehen möchte, wo im übrigen ein weiterer Sohn von Alicent und Viserys lebt: Daeron Targaryen.

Daeron Targaryen ist der jüngere Bruder von Aegon, Halaena und Aemond und Reiter des Drachen Tessarion. Er ist höflich und der beliebteste unter seinen Brüdern. Er wuchs im Schatten seiner Brüder auf und ist es gewohnt Befehlen zu folgen. Im Alter von 12 Jahren wird er nach Oldtown geschickt, um dort Lord Ormund Hightower, dem Oberhaupt des Hauses, als Knappe und Mundschenk zu dienen. Während des Bürgerkriegs legt er diese Sanftmütigkeit jedoch immer mehr ab.


Daeron ist übrigens kein Neugeborenes, sondern lebt in Oldtown (Altsass) bei den Hightowers. In der ersten Staffel war laut George R R Martin schlicht und einfach keine Zeit, um ihn gebührend einzuführen. Er dürfte aber, wenn man nach der Buchvorlage geht, in etwa so alt sein wie Jacaerys und noch einen großen Einfluss auf die weitere Entwicklung des Kriegs haben.

Alicent legt ihrem Vater allerdings ans Herz nach Highgarden zu gehen, um dort mit den Tyrells zu reden und sie für ihre Seite zu gewinnen. Es bleibt also offen, ob und wann wir ihn in der Serie wieder zu Gesicht bekommen. In den Büchern wird Otto nach seiner Entlassung nur noch dreimal erwähnt – ein Mal davon ist sein Tod am Ende des Krieges. Wir wissen also, dass er zunächst den Drachentanz überlebt, allerdings spielt er keine wirkliche Rolle mehr, was die politischen Spielchen des Landes angeht.

Fazit

Insgesamt ist diese Folge sehr sehr überladen. Es passiert viel. So viel, dass man sich fragen könnte, weshalb man die Staffel auf 8 Folgen runtergekürzt hat. Natürlich muss die Geschichte vorangetrieben werden, aber sind wir mal ehrlich: Das funktioniert auch ohne weirde Alicent-Criston-Sexszenen.

Meine Favoritin in dieser Folge ist eindeutig Rhaenyra, die es schafft für sich selbst einzustehen, zu erkennen, wer ihr gut tut und wer nicht und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Ich bin sehr froh, dass sie aus ihr kein verliebtes Frauchen gemacht haben, das die Fehltritte ihres Mannes entschuldigt. Im Gegenteil. Sie konfrontiert ihn und lässt ihn ziehen.

Ich bin nicht wirklich sicher, was ich von Aegon und Aemond in dieser Folge halten soll und weshalb sie uns so verletzlich und nackt (literally) präsentiert werden. Will man uns die Schurken nehmen? Sollen wir im Zwiespalt sein, wessen Seite wir wählen? Oder will uns diese Folge einfach nur zeigen, dass es in diesem Krieg keine Gewinner geben kann?

Alles in allem zeigt die Episode eine große Palette an Emotionen. Wir sehen Wut, Trauer, Angst, Misstrauen, Selbstzweifel, die die Charaktere mal mehr, mal weniger antreiben. Otto Hightower geht mit seinen Intrigen und Fäden nach Hightower. Mit Criston Cole als neue Hand dürfte es nun recht schnell aufs Schlachtfeld gehen und das Blutvergießen geht weiter. Es bleibt spannend.

Für diese Episode gibt es von mir 7 von 10 Dracheneiern.

Ausblick auf Episode 3: The Burning Mill


Ich bin der singende, tanzende Abschaum der Welt. Mit seichter Unterhaltung, Trash TV und RomComs kann ich oft nicht viel anfangen. Albernes Zauberstabgefuchtel und kindische Hexereien wird es hier nicht geben. Wer es gerne ernst und düster mag, ist bei mir genau richtig. Ich hab einen Hang zu Antihelden und drück dem Bösen heimlich mal die Daumen. Ich bin Freund des Unerwarteten und des Mindfucks. Das Leben hat mich eingeholt und so weiß ich gute Filme und Serien mehr zu schätzen den je. Und gleichzeitig ist meine Antwort auf Klatsch und Tratsch immer öfter „Kenn ich nicht, ist mir auch egal“. Seifenblasennostalgie meets Hobbypoesie und Dorfkindromantik. Ich bin die, die „Folge deinem Herzen, aber nimm dein Hirn mit“ an Bushaltestellen schmiert. Mehr gibt es (hin und wieder mal) auf Instagram unter @_sandrapopandra.

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